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DerGoettinger 08.11.2023 16:47

Kleine Nachfrage zum Thema Schärfentiefe bei unterschiedlichen Brennweiten
 
Dank nochmals an die, die mich beim Verständnis der Schärfentiefe so großartig weitergebracht haben.

Grundsätzlich ist mir das Thema Schärfentiefe (auch dank dieser Seite) glaub ich weitgehend klar:
Die Schärfentiefe ist abhängig
  1. ganz grundsätzlich von der verwendeten Blende,
  2. vom Abstand zum Motiv (mit dem selben Objektiv bei gleicher Blende ist die Schärfentiefe geringer, wenn das Motiv dichter an der Kamera ist) und
  3. von der Brennweite (bei gleicher Blende und gleichem Motivabstand ist bei einem Objektiv mit längerer Brennweite die Schärfentiefe geringer)(dass sich durch den unterschiedlichen Bildwinkel das Bild an sich natürlich auch ändert, ignorieren wir hier, es geht nur um die Schärfentiefe)
Gerade das Letzte hat mich aber zum Nachdenken gebracht und zu einem Gedankenexperiment:

Ich fotografiere mit einer APS-C-Kamera und einem 33mm-Objektiv bei Blende f2.8 eine Person, die 1m entfernt steht. Das wird voraussichtlich dann ein typisches Brustbild-Portrait ergeben. Wenn ich jetzt ein 200mm-Objektiv mit einer Blende f2.8 nehme, mich aber vom Motiv dann so weit entferne, dass ich wieder den gleichen "Brustbild-Portrait-Bildschnitt" meiner Person hab, wie wirkt sich das auf die Schärfentiefe aus?

Wenn ich mir die drei Punkte von oben ansehe, dann verändere ich ja den Punkt 1 nicht, denn die Blende an sich ist gleichgeblieben, es bleibt bei "Blende f2.8". Da ich mich vom Motiv entferne (Punkt 2) würde die Schärfentiefe eigentlich zunehmen (wenn ich beim 33mm-Objektiv bliebe). Da ich aber gleichtzeitig die Brennweite verlängere, müsste die Schärfentiefe eigentlich abnehmen. Es sind also zwei gegenläufige Effekte.

Kann es sein, dass sich die beiden Effekte in der Praxis in etwa gegenseitig aufheben, die Schärfentiefe also im Ergebnis quasi fast gleich ist?

Wenn ich mit dem DOFSimulator spiele (dort unter "Lens" die Brennweite verändern, die Entfernung zum Motiv passt sich entsprechend des Bildschnitts an), dann ist das dort so, aber der hat mich letztens schon einmal auf eine falsch Spur gejagt...

usch 08.11.2023 18:47

In grober Näherung hängt die Schärfentiefe bei konstanter Blende nur vom Abbildungsmaßstab ab, d.h. wenn du dasselbe Objekt mit 30mm Brennweite aus 1m Entfernung oder 300mm Brennweite aus 10m Entfernung aufnimmst, kommt tatsächlich das Gleiche heraus. Was sich ändert, ist die Lage des Schärfentiefebereichs. Bei langen Brennweiten liegt er relativ symmetrisch zur Schärfeebene, bei kürzeren Brennweiten hast du nach hinten ein bisschen mehr und nach vorne dafür ein bisschen weniger Schärfentiefe.

Das alles ist aber wie gesagt eine Näherung und gilt nur, wenn du mit der Aufnahmeentfernung weit genug unter der hyperfokalen Distanz bleibst. Ab dort ist ja die Schärfentiefe bekanntlich unendlich, und in deren Nähe stimmt die Formel dann natürlich auch nicht mehr. Um beim obigen Beispiel zu bleiben, 3mm Brennweite und 0,1m Entfernung wäre schon grenzwertig.

Ich benutze übrigens normalerweise diesen Rechner: https://www.dofmaster.com/dofjs.html
Der ist zwar etwas mühsam zu bedienen, weil man die Parameter nicht einfach als Zahlenwerte eingeben kann, sondern mühsam aus endlosen Dropdown-Listen heraussuchen muss, aber er liefert die Ergebnisse kompakt und ohne jeden Schnickschnack.

DerGoettinger 08.11.2023 22:53

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 2290168)
Was sich ändert, ist die Lage des Schärfentiefebereichs. Bei langen Brennweiten liegt er relativ symmetrisch zur Schärfeebene, bei kürzeren Brennweiten hast du nach hinten ein bisschen mehr und nach vorne dafür ein bisschen weniger Schärfentiefe.

Ah, cool, das war mir so noch gar nicht klar. Danke für die Hilfe und Erklärung und dass ich wieder was lernen durfte :)

embe 09.11.2023 08:07

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 2290168)
....
Ich benutze übrigens normalerweise diesen Rechner: https://www.dofmaster.com/dofjs.html
Der ist zwar etwas mühsam zu bedienen, weil man die Parameter nicht einfach als Zahlenwerte eingeben kann, sondern mühsam aus endlosen Dropdown-Listen heraussuchen muss, aber er liefert die Ergebnisse kompakt und ohne jeden Schnickschnack.

Und welche Kamera wählst Du dann aus der Drop-Down-Liste aus? Die einzige Sony Kamera mit KB-Sensor, die ich in der Liste sehe ist die A900/A850?

usch 09.11.2023 13:18

Über die Liste wird nur der zulässige Unschärfekreisdurchmesser festgelegt. Der ist nach herkömmlicher Definition 30µm geteilt durch den Cropfaktor. Diese irrsinnig lange Liste mit Kameramodellen ist eigentlich Humbug, den größten Teil der DSLRs hätte man zu vier Einträgen zusammenfassen können (Kleinbild/Vollformat, APS-C (Canon), APS-C (Rest der Welt) und FT/µFT). Es ist also völlig egal, welche Kamera man auswählt, solange sie die gleiche Sensorgröße hat. Ich sag ja,die Bedienung ist etwas mühsam.

Meistens wähle ich aber gar keine Kamera, sondern gehe ganz ans Ende der Liste und gebe gleich den Unschärfekreis als Zahlenwert ein – 0.030 für Vollformat, 0.020 für APS-C oder z.B. 0.004 für Pixelpeeper, je nach gewünschter Ausgabegröße.

embe 09.11.2023 16:10

Das klingt sinnvoll. Danke.


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