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Alt 18.07.2013, 10:31   #29
Dana

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So, hier kommt der Sonntag, für den ich gestern einfach zu müde war.

Sonntag, 7.7.2013


Als ich morgens erwachte (ohne Rückenschmerzen, voll cool!), schlich ich leise zuerst ans Fenster, um hinaus zu schauen. Hatte Petrus mit uns Erbarmen und das gute Dublin-Wetter auch hierher an die Westküste geholt? Dichte Nebelschwaden ließen in mir irgendwie Zweifel aufkommen, aber die ganzen Wetter-Apps hatten schon prophezeit, dass es heute noch einmal nur „halb gutes“ Wetter geben würde und dann am Montag auch hier der babyblaue Himmel von Dublin einzöge. Gudd, einen Tag kriegt man ja locker rum.

Es war eigentlich genauso gut wie in Schottland, da war auch der erste Morgen verhangen, so dass wir nicht voll wildem Aktionismus sofooort losrennen mussten, sondern erstmal in Ruhe frühstücken konnten. Ich nahm erstmal eine sanftwarme Dusche und erschrak über das Getöse, das unser Durchlauferhitzer machte. Komplett fertig gemacht, half ich, das Frühstück zu bereiten und nach erfolgreichem Abschluss sowohl der Vorbereitung als auch des Vollzugs (Yammi!), schnappte ich mir meine Kamera und machte „mal ein Bild“ von einem Teil des Außenbereichs.



Den Rest der Woche sollte das Wetter dann SO aussehen:



(Das zweite zeigt den Blick direkt geradeaus vor unserer Haustür.)

Da der Nebel sich etwas gelichtet hatte und man durchaus nun sah, dass wir WIRKLICH am Meer wohnten (gestern Abend war das nicht so klar, da eine weiße Nebelwand direkt vor dem Haus wie eine Mauer stand), beschlossen wir, einfach mal drauflos zu fahren und die Gegend um das Haus zu erkunden. Das machen wir eigentlich bei allen Reisen so, um zu sehen, in welcher Gegend man eigentlich abgestiegen ist.

Die Gegend war sehr niedlich, überall wuchs Fingerhut


-> Bild in der Galerie

Es gab kleine, verwitterte Häuschen und Treppen zu Türen, die keine mehr waren


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und als wir dann vorne an der Küste ankamen, sahen wir auch mal den alten, verwitterten Turm (auch ein „Castle“, dessen Name ich aber wieder vergessen habe), der sich in den Ausblick von unserem Haus so schön integrierte.


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Tino hatte gleich anfangs gejubelt: „Da klettere ich hoch!!!“, aber die Vermieterin hatte ihm diesen Zahn sofort wieder gezogen. Der Turm war hochgradig baufällig, was Tino dann gottseidank auch einsah.
Ich schaute mich um und erschrak zutiefst. „Oh mein Gott! Ein totes Pferd!!!“


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Ich rannte zu der Weide, auf der es lag, doch als ich schnellen Schrittes auf das arme Tier zu kam, wedelte es mit seinen Ohren und schlug den Schweif einmal aus.
„Ouh…“ ich atmete durch. Ich wusste gar nicht, dass Pferde einfach so auf diese Weise auf Weiden herumliegen…ich bin kein Reiter und auch sonst nicht oft mit Pferden zusammen, sehe diese aber eigentlich auf heimischen Weiden nur grasend und stehend. Hier in Irland war das gang und gäbe, dass man als Pferd einfach umfiel, sich wälzte (natürlich exakt dann, wenn Danas Kamera WEG von einem zeigte) und dann so liegen blieb…und dabei SEHR glücklich war.



Aber was für ein Schreck.

Ich drehte mich um 180° und entdeckte unser Häuschen so halb am Hang:



(das obere, halb zu sehende Haus)

Danach kletterte ich über Steine zum Strand hinunter, wo es mir gelang, grob geschätzte 832756249356 Mücken aufzuschrecken, die unter den Steinen und unter den angeschwemmten Algen hausten oder fraßen. So viele Mücken auf einmal hatte ich noch nicht gesehen, interessanterweise ließen sie mich in Ruhe und schwirrten nur einmal beleidigt um mich herum, weil ich sie gestört hatte.

Von oben kam ein „OCH NEEEEEEEE!!!!“
Tino schüttelte seine A55.
„Des derf doch net sein!“
Er reichte sie Erwin, der auch einiges dran probierte und ich fragte mich, welches Problem vorlag. Wie ich später erfahren sollte, war just in diesem Augenblick der Verschluss der A55 in die Binsen gegangen, die Kamera tat keinen Mucks mehr. Gut, dass Tino neben der A55 noch die A58 UND ne Nex6 dabei hatte. Er war also ausgerüstet, aber natürlich war das ärgerlich. Ich lief weiter den Strand hinunter.

Irland ist steinreich, sagt Gottlieb immer…und hat damit Recht.



Manches tarnt sich auch nur als Stein, ist aber keiner:



...und manches ist so miteinander verwachsen, dass es einfach wundervoll aussieht:



Sandstrände gibt es selten, meist sind es Felsen oder Steine und das Laufen am „Strand“ ist mühsam. Aber auch süße „Natur“ gibt es:


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Und aus den Steinen lässt sich wenigstens „Kunst“ machen:


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Die Pferde liegen übrigens nicht nur. Sie KÖNNEN stehen, wenn sie wollen.


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Wir fuhren weiter und ließen uns einfach „treiben“, ohne großes Ziel. Ich tippte auf dem Navi einfach einen Punkt an, der mir irgendwie gefiel und das Navi führte uns dann dort hin. So kamen wir an eine eingezäunte Weide, die aber zum Durchgehen einlud. In Irland ist das oft so, dass die Weiden eingezäunt und mit dicken Gattern versehen sind, neben dem Gattertor aber auf jeder Seite ein Steinhaufen und ein schmaler Durchgang gebaut ist, so dass man sich durchquetschen kann, ohne dass die Pferde/Ziegen/Schafe abhauen können. Das taten wir dann auch, bzw machten kurz das Gatter auf, da die Weide momentan unbenutzt war und marschierten weiter nach vorne, da dort das Meer begann und wir einen schönen Platz witterten.
Ooooohja…er WAR schön!


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Ich kann an solchen Stellen ja stundenlang einfach nur „sein“. Stehen, sitzen, gucken….und genießen. Glücklicherweise war es auch den Anderen nicht so eilig, so verbrachten wir eine gewisse Zeit dort und freuten uns an dem, was wir sahen.

Ein kleines Schneckchen gesellte sich zu uns...leider schon etwas lädiert, aber durchaus noch lebenslustig:


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Dann sollte es aber doch noch etwas weiter ins Umland gehen und wir fuhren wieder los, Richtung Clifden, einer der größeren Städte im Bereich Connemara.

Motiv zwischendurch:


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Dort deckten wir uns bei Lidl und bei Spar mit Mittagessen ein (lecker Salat mit dem tollen Honig-Senf-Dressing, dass es bei uns einfach nicht wirklich gibt!) und besuchten die Toilette im Spar. Das muss man in Irland ja immer gut timen, jede Möglichkeit nutzen, weil man oft in wilder Natur ist, wo dann kein Örtchen zu finden ist. Als Mann hast du selbst da kein Problem, als Frau doch eher…ich mag es auf jeden Fall nicht und nutze daher immer die Chancen in der „Zivilisation“. Der Spar hatte zwei „Unisex“-Toiletten, so marschierte ich auf die eine. Manchmal sinniert man dann ja so bisi vor sich hin…das kennt ihr sicher auch. Da ich ja wusste, dass es ZWEI Toiletten sind, ließ ich mir beim Sinnieren auch etwas mehr Zeit…müde war man auch irgendwie…und als ich dann raus kam, schaute ich in fünf Gesichter, die mich allesamt anschauten.

„Ähm…wie jetzt…“
„Das andere Klo ist ZU!“

Argh…sorry.

Wir hatten das Essen in die Autos geladen und wollten uns eine schöne Stelle zum Essen suchen – einen Strand oder so was. Leider war es etwas schwieriger als gedacht und irgendwann hielten wir dann doch an so etwas wie einem Strand. Jedenfalls war da Meer, es war Sand, es gab Steine…aber so richtig hin kam man nicht. So setzten wir uns auf die Mauer vor dem Strand und schnabulierten. Jeder gab jedem von seinem Essen was ab, man teilte brüderlich…und Vera hatte für jeden noch einen Mini-Applepie als Nachtisch mitgenommen, was total süß von ihr war!

Tino, immer noch frustriert, weil der Verschluss seiner A55 nicht funktionierte und drohte ihr mit der Totalzerstörung. Er kloppte sie gegen die Steine (nur sehr leicht zwar, aber als Drohung reichte das sicher aus) und schüttelte an ihr herum. Er überlegte lautstark, wie es passieren konnte, dass der Verschluss so aushakte und kam zu dem Schluss, dass die Kamera durch einen Sturz nicht mehr so ganz rund lief. Daraus folgerte er logisch, dass er sie „reparieren“ könne, indem er sie nochmals hinunter warf.


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Der Witz: nachdem er sie zum dritten Mal ins Gras hatte segeln lassen, ging der Verschluss wirklich wieder! Zwar bockte die Kamera während des Urlaubs immer mal wieder, aber sie ließ sich wieder bedienen und machte Bilder.

Nachdem wir gegessen hatten, machten wir uns wieder auf Tour. Irgendwie wollten wir schon gerne mal einen richtigen Strand sehen, wenn es die in Connemara schon gab. Wir gaben „Beach“ ins Navi ein und erhielten sehr viele Möglichkeiten. Da wir aber wussten, dass die meisten aus Fels und Stein bestehen würden, suchten wir einen aus, dessen Name eigentlich schon das Richtige verhieß:
„Silver-Strand-Beach“. Auf dem Weg dahin wollten wir noch den ein oder anderen Blick mitnehmen, der sich unterwegs bot.

Und es waren nette Blicke!

Zuerst Blümchen und eine Mariengrotte:



Dann der aufziehende Nebel


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(seht ihr das GANZ kleine Boot da rechtsmittig? Dann habt ihr die Größenverhältnisse)

und…Muschelaufzuchten? Anders konnten wir uns das Gehänge im Wasser nicht erklären:


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Dann hielten wir an einem Flüsschen mit Wasserfällen, dem „Erriff River“. Ein Paradies für Angler wohl…und ein wirklich lauschiges Plätzchen:



Und die andere Seite:



Bisi schade war, dass wir IMMER Dunst hatten. Die Berge und Hügel lagen NIE frei...wenn man versucht, das alles per EBV zu killen, sieht es irgendwie unnatürlich aus...

Auf unserem Weg begegnete uns auch allerlei wanderndes Fußvolk (natürlich brav auf der Seite der entgegenkommenden Autos):


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Wir gewannen die Erkenntnis, dass sich die Pflanzen hier angewöhnt hatten, aus Steinen und um Steine herum zu wachsen – fehlende Alternativen können manchmal auch produktiv sein:


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Und dann wurde die Stimmung immer schöner. Nachdem der Nachmittag eigentlich blau und sonnig war,



legte sich nun wieder der Nebel über das Land…hüllte die Hügel ein und warf eine lichte Decke über die kleinen Städtchen.



Einen Esel beeindruckte dieses Schauspiel allerdings überhaupt nicht.


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Noch 2,5km bis zum „Silverstrandbeach“…doch wir kamen nie an. Wir einigten uns, an einer Stelle, wo es zum „Whitesand-Beach“ ab ging, auch abzufahren, da dieses Schild auf jeden Fall Sand versprach. Hätten wir mal lieber gelassen, denn es war dort ziemlich langweilig. Das Meer war gerade weg,


-> Bild in der Galerie

dadurch war viel Schlamm da…richtiger Sandstrand war es auch nicht…ich löschte die Fotos fast alle wieder, die ich gemacht hatte. Drumrum war es nett!



Wie ich in Schottland die Kinderaufzuchtstation für Berge und Hügel gefunden hatte, so hatte ich hier die Aufzuchtsstation für Cliffs gefunden!


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Das würde sicher, wenn es mal groß war, den Cliffs of Moher Konkurrenz machen, da war ich sicher!

So langsam meldete sich bei der Truppe des zweiten Autos der Hunger und wir fuhren los, Richtung „Essen“. Doch das Licht war SO schön, dass wir wieder dauernd anhielten.





Andauernd bremsten wir und irgendwann kam von hinten durch unsere mitgebrachten Walkietalkies ein lautes Knurren und ein „HUNGER!!! MANNO!“ Wir überlegten dann kurz, ob wir uns trennen sollten. Die einen gingen eben schon essen, die anderen fotografierten noch weiter. Aber dann entschieden wir im vorderen Auto, dass wir die Gruppe wichtiger fänden als das Licht…und fuhren zusammen Richtung „Zivilisation“. Da wir uns nicht mehr trauten anzuhalten, knipste ich halt durch die Windschutzscheibe.



Es war nach neun, als wir am ersten Pub ankamen. „The first pub in Connemara“. Komisch…als wir in die andere Richtung gefahren waren, war es “the last pup in Connemara”… Dort war gerade super Stimmung, aber es war sehr voll, sehr warm, draußen zu kalt und die Mücken kamen mit Messer, Gabel und am Kragen eingeklemmter Serviette auf uns zugeflogen. Zu Essen schien es auch nicht mehr wirklich etwas zu geben, jedenfalls gaben wir die Speisekarten, die Tino organisiert hatte, wieder zurück und fuhren noch etwas weiter. In der nächsten Stadt parkten wir auf einem großen Parkplatz, dessen eine Seite einen total tollen Blick bot:


-> Bild in der Galerie

und dessen andere Straßenseite voll war mit Lokalen. Doch Pech…die hatten gerade der Reihe nach zu gemacht. Tja, Irland ist nicht Berlin… Die einen schmissen uns unbarmherzig raus, der Kellner des nächsten Lokals hatte Mitleid mit uns und entwickelte mit uns einen Schlachtplan – oben gebe es noch ein Bed&Breakfasthotel, die Portfinn-Lodge…etwas teurer, aber dort könnten wir durchaus noch Glück haben, wenn wir uns beeilten!!

Wir dankten, rasten zu den Autos und fuhren im WindeseilenloswirhabenSOHunger-Tempo den Berg hinauf zur Lodge. Dort angekommen, war der Parkplatz fast leer und die Fronttür zu. Ich traute mich nicht, einfach reinzuplatzen, aber Tino hatte damit keine Probleme. Der Rest folgte, ich auch. Drinnen überforderten wir den Kellner, der erstmal den Koch fragen ging, ob wir denn noch etwas bekommen könnten. Der Koch sagte zu, aber NUR, wenn wir Hauptgerichte essen würden. Für kleine Vorspeisen würde er den Herd nicht mehr anschmeißen. Wir versprachen alles, nur damit wir endlich etwas zwischen die Kiemen kriegen konnten!

Nach dem ersten Schluck kalten Wassers ging es uns schon besser…der Kellner war unglaublich freundlich, lästerte über meinen leichten Sonnenbrand (japp, wir hatten die Sonne echt unterschätzt), erklärte uns dann der Reihe nach, dass die Gerichte, die wir bestellen wollten, aus seien…und suchte dann mit uns zusammen die Sachen aus, die der Koch noch vorrätig hatte. Natürlich waren das die teuersten auf der Karte. Egal, wir wollten gerne mampfen und das konnten wir dann nach einer Weile auch. Wir hatten alle entweder Steak (Lamm oder Rind – Vera und die Männer) oder Lachs (Jutta und ich). Wie erwartet konnte der Koch Seafood besser als Fleisch…aber der Hunger trieb es bei allen hinein. Der Lachs hingegen war ein Gedicht! Es schmeckte trotzdem alles gut und frohgemut sagten wir gegen elf Uhr abends dem freundlichen Kellner „Tschüssi“.

Ich hatte mir die Zitronen aus allen Gläsern geklaut und mich heimlich damit eingerieben, denn Zitrone hilft bei gereizter Sonnenhaut am allerbesten. Am nächsten Tag ist meist dann alles vorbei. Die Gruppe fand das herrlich, aber ich war froh, dass die Restaurantmitarbeiter es wirklich nicht mitbekommen hatten.

Die Nacht war schon herein gebrochen und wir fuhren auf kürzestem Weg nach Hause. Interessant ist, dass Irland so weit nördlich liegt, dass auch hier in dieser Zeit nicht komplette Dunkelheit eintritt. Es bleibt immer ein „Silberstreif“, was gerade so Dunkelschisser wie mich total beruhigt hat. Sieht toll aus!

Daheim angekommen, fielen wir alle totmüde ins Bett…ein abwechslungsreicher Tag lag hinter uns! Ein nächster konnte kommen!
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Liebe Grüße!
Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.
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