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Alt 08.03.2017, 11:35   #13
jean1959
 
 
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Vögelchen...

... am Futterhäuschen zu fotografieren, klingt ja sooo banal, ist es aber keineswegs. Nicht, weil es technisch nicht ginge, sondern weil die kleinen Biester so unruhig sind. Wenn man da auf jedes einzelne getrennt scharf stellen wollte, wäre der Ausschuss garantiert genau so groß, wie wenn man einfach das Häuschen manuell fest ins Visier nimmt, mit dem technisch maximal sinnvollen Schärfentiefebereich und dann einfach Serienbilder schießen und nur die wirklich scharfen behalten. Da ist man bei 600mm trotzdem automatisch in einem sehr geringen Schärfebereich, die Vorderkante des Häuschens ist scharf, die Hinterkante schon nicht mehr, im Häuschen drin ist's dunkel, außerhalb wäre das Licht prima usw, usf !
Dann kommt die Flatterhaftigkeit der Vögel dazu. Mit der Kamera am Auge kann man nicht schnell genug hinterher, weil man die Peripherie des Geschehens nicht so gut im Blick behalten kann und jeder An- und Abflug für Bewegung und Unruhe sorgt. An einem gut platzierten und deswegen frequentierten Futterhäuschen sind nicht selten um die zwanzig Vögel ins Geschehen involviert, die alle unterschiedlich sensibel auf Bewegungen um sie herum reagieren. Da sind Solisten und eher schwarmartig einfallende Spezies dabei und es ist ein unentwegtes Kommen und Gehen und kaum Muse. Man neigt dazu, das zu unterschätzen! Und selbst sportgeeignete Optiken sind da ganz schnell an ihren Grenzen. Nach meiner Einschätzung ist eine nicht so lange Tüte, die man draußen näher am Häuschen platzieren und ein bisschen tarnen kann, in Verbindung mit einer Fernauslösung (gibt's ja auch als Kabel-FB bis 5m Länge), die bessere Wahl, der Bildausschnitt bleibt dabei zwar immer derselbe, aber man lernt schnell, die attraktivste Position der Kamera herauszufinden. Man konzentriert sich bei dieser Methode anschließend nicht mehr auf die Kamera, sondern auf das Geschehen drum herum, kann besser auf An- und Abflug reagieren und genießt das muntere Treiben und drückt eher nebenher den Auslöser. Das steigert den Genuss und wird sicher nicht mehr Ausschuss produzieren, als wenn man versucht diese wendigen Gesellen mit der Kamera zu verfolgen. Es erlaubt einem vor allem auch den Vordergrund weitestgehend störungsfrei zu halten, während man beim Nachziehen und verfolgen ständig irgendwelche Zweige im Blickfeld hat, auf die die Kamera im schlimmsten Fall fokussiert, so dass der Vogel unscharf ist oder umgekehrt der unscharfe Zweig verdeckt das Auge, das Gesicht... und "versaut" einem das schöne Bild.
Selbst Profis, die sich in Volltarnung draußen bewegen und (obwohl das verpönt ist!) durch Auslegen von Futter die Natur beeinflussen, produzieren richtig viel Ausschuss, was aber nicht auffällt, wenn ein paar richtig gute Bilder dabei entstehen, der Rest hat nur Zeit gekostet, weil die nicht so gut gelungenen können ja einfach gelöscht werden.

Übung macht den Meister - und es wird sicher wenige geben, die schon mal einen weißen Spatz ablichten konnten, also: einfach Geduld haben und sich des Treibens erfreuen!
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