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Alt 07.07.2013, 08:25   #1
RainerV
 
 
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LightZone ist wieder da ...

Ich habe gerade eine News zum Thema "LightZone ist wieder da ..." erstellt und dort einen Diskussionsthread angekündigt. Hier ist er. Zuerst ein paar Bemerkungen meinerseits.

Ich selbst habe LightZone vor einigen Jahren gekauft und benutze es seitdem regelmäßig. Wie in der News beschrieben ist LightZone ein kostenloses Programm. Wenngleich es vom ursprünglichen Entwickler schon längere Zeit keine Funktionserweiterungen mehr gab und die bekannten Rawkonverter wie Lightroom oder Capture One immer mehr Funktionalitäten hinzubekommen haben, gibt es dennoch einige Funktionalitäten, die LightZone klar von den Mitbewerbern abhebt. Die heutigen Entwickler sind gewillt, das Programm weiterzuentwickeln. Da im Team wohl auch einige der maßgebenden Entwickler aus der Anfangszeit mitmachen, wird das Projekt sicherlich auch fortschreiten.

Was ist LightZone?

LightZone ist ein Editor, der ebenenbasiert (Opacity und Blendmodi beliebig einstellbar) eine ganze Reihe von Bildbearbeitungstools zur Verfügung stellt. LigthZone arbeitet mit Rawdateien, mit JPGs, TIFFs, aber auch DNG-Dateien, wie sie der DNG-Konverter von Adobe erzeugen kann.

Ähnlich wie ein Rawkonverter speichert LightZone alle Einstellungen, die man macht in eigenen Einstellungsdateien, die Originaldateien werden niemals angepackt. Hat man die Einstellungsdateien und die Originaldateien, kann man die Einstellungen zu jedem Zeitpunkt beliebig ändern. Aus Einstellungsdateien und Originaldateien kann man per Batch die "Ergebnisdateien" entwickeln, auch das läuft ähnlich wie bei einem Rawkonverter ab. Die winzigen Einstellungsdateien, einfache Textdateien, hatten früher eine eigene Endung (LZN), werden heute in kleinen Vorschau-JPGs oder Tiffs (Größe einstellbar) gespeichert, so daß man das Ergebnis seiner Bearbeitung auch ohne Entwicklung in jedem Anzeigeprogramm betrachten kann.

Unter den mit einem Klick erreichbaren Tools befinden sich die "üblichen" Tools zum Croppen und Drehen, Tools zum Rote-Augen entfernen, je ein Spot- und Clone-Tool zum Entfernen von Flecken und "sonstigen Dingen", ein Rauschunterdrückungstool, ein Schwarz-Weiß-Tool, ein Weißabgleichstool, ein Tool zur Einstellung der Farbbalance, ein Tool zur Einstellung von Hue (Farbe), Saturation, Vibrance und Luminosity, ein Gausscher Weichzeichner, ein Schärfungstool und als Besonderheiten das Relight-Tool und der ZoneMapper.

Das Relight-Tool ist ein universelles Tool mit vielen Reglern zum Aufhellen von Schatten, zum Komprimieren von Lichtern, zur Detailhervorhebung, etc. Viele, viele Einstellungen, man braucht ein Weilchen, um das alles zu verstehen.

Der ZoneMapper ist ein Tool, mit dem man gezielt bestimmte Helligkeitsbereiche, die man auch farblich hervorgehoben im ZoneFinder sehen kann, bearbeiten kann. Hier kann man alles das machen, was in "herkömmlichen" Programmen die Regler für Belichtung, Schatten, Lichter, Kontrast, Weiß- und Schwarzpunkt machen. Man kann es nur sehr viel feiner steuern. Man kann es für die RGB-Kanäle verwenden, oder nur für den Luminanzkanal. Muß man sich auch erst dran gewöhnen, aber wenn mans einmal verstanden hat, ist das auch ein sehr mächtiges Tool. Ein klassisches Gradationskurventool gibt es nicht, es ist aber auch nicht nötig.

Die meisten der Tools wurden im Laufe der Zeit vom Hersteller immer wieder überarbeitet und in ihrem Bedienkonzept und ihren Funktionalitäten stark verändert. Die alten "historischen" Tools sind in der Software alle vorhanden, es sollen ja auch alte Bearbeitungen weiterhin "funktionieren". Manche der alten Tools lohnen durchaus einen Blick, so findet sich unter den "alten" Tools etwa ein "Highpass-Schärfungstool", das mir persönlich sehr gut gefällt. Das Relight-Tool entstand anfänglich aus einer "klassischen" Kontrastmaske, wurde dann zum Tonemapper, der so etwas wie ein HDR aus einem Bild ermöglicht und schließlich eben zum Relight-Tool. Alles sehr unterschiedliche Tools, alle noch verfügbar. Näheres dazu, wie man diese alten Tools "aktivieren" kann und vor allem eine Beschreibung dieser Tools findet man auf http://lightzoneproject.org/

Alle Ebenen können mit Masken versehen werden. Man kann Polygon-, Spline- und Beziermasken mit wählbarem Übergangsbereich (Feathering) erstellen, und zusätzlich eine Maskierung nach Farbe und Helligkeit vornehmen. Man kann keine Masken "malen", aber durch die Maskierung nach Farbe und Helligkeit ist es in den meisten Fällen nicht schwer etwa Himmelsbereiche, ggfs unter Mithilfe einer Polygonmaske auszuwählen ohne "malen" zu müssen. Niks U-Points funktionieren nicht ganz unähnlich. Das ist eine durchaus mächtige Technik.

Was kann LightZone im Vergleich zu heutigen Editoren nicht?

Einige der Dinge, die heute fast schon zum "Standard" gehören, die LightZone aber nicht kann. Bei einigen dieser Dinge merkt man halt, daß bei LightZone die Entwicklung schon einige Zeit brach lag. Allerdings stehen diese Dinge wohl auf der ToDo-Liste der Entwickler, so daß sich da bestimmt in absehbarer Zeit was tun wird.

LightZone hat keine CA-Korrektur, man kann zwar Farbränder mit der Pipette anmessen und dann etwa mit dem HSL-Tool und einer Farbmaske versuchen zu entsättigen, aber das funktioniert nicht immer.

Auch gibt es keine Möglichkeit perspektivische oder objektivbedingte Verzerrungen zu korrigieren.

Das Spot- und Clone-Tool hat keinen "Reparatur(Heal)"-Modus, nur die reine Kopierfunktion.

Die Entrauschung ist wohl nicht so gut, wie bei heutigen Rawkonvertern. Ich finde das Thema persönlich ziemlich überbewertet, die Farbentrauschung kann man schon im Raw-Tool vornehmen und funktioniert gut, das reicht mir zumeist.

Plugins lassen sich nicht nutzen. Allerdings sind Lightroom-Plugins in der Regel sowieso eigenständige Programme, die sich auch aus dem Windows-Explorer oder dem Mac-Finder aufrufen lassen, der Aufruf aus Lightroom heraus ist reiner "Komfort". Man kann aber LightZone auch aus Lightroom und Aperture heraus aufrufen, so daß man das Beste aus beiden Welten haben kann.

Noch nicht alle neuen Kameras werden unterstützt, da wurde ja lange nichts mehr gemacht. Das ist ein kleines Team, da braucht es teilweise die Unterstützung der User. Es gibt auf http://lightzoneproject.org/Forum einen eigenen Bereich für die Erstellung von Rawprofilen. Mein Wunsch, meine zugegebenermaßen exotische R-D1 aus dem Jahre 2004 einzupflegen, wurde innerhalb von nur zwei Tagen erfüllt und wird im nächsten Update enthalten sein.

Also wenn die eigene Kamera nicht dabei sein sollte, nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern nachfragen. Hier gibts die aktuelle Liste: http://lightzoneproject.org/node/315, hier einige "in production": http://lightzoneproject.org/node/333. Ich weiß, daß die A99 und RX1 fehlen, ich werde es den Entwicklern auch noch mitteilen. Aber wie gesagt: "Mund aufmachen".

Soviel erst mal von mir. Schaut es euch einfach mal an, stöbert ein wenig auf der Seite, da gibt es auch einige weitere Infos, probiert es einfach mal aus.

Und zuletzt. Ich finde es schon beeindruckend, wie da einige Leute ein "totes" Programm (das Projekt hieß auch zuerst "LightZombie project") durch enorme Beharrlichkeit wieder zum Leben erweckt haben, ein Team zusammengestellt haben und nun die Entwicklung wieder neu gestartet haben.

Rainer
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