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Startseite » Forenübersicht » Kreativbereich » Fotostories und -reportagen » Füssen - Ogau
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Alt 13.06.2018, 21:14   #1
Harry Hirsch
 
 
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
Füssen - Ogau

Hallo zusammen,

dann versuche ich mich mal an meiner ersten Fotostory.

Warum geht es? Eine Wanderung (Mehrtagestour) von Füssen nach Oberammergau.
Zeitpunkt: 10 - 13. Mai 2018

Was machen wir bloß an dem langen We im Mai? Diese Frage haben wir uns Anfang Mai gestellt. Beruflich bedingt konnten wir erst am 09. Mai (Donnerstag) starten und mussten allerspätestens am Montag Morgen (14.05) zurück sein.
Alles was mit Fliegen verbunden war, war uns einfach zu teuer. Wellness? Klar, wenn man bereit, den dreifachen Preis zu zahlen.
Also Alpen. Mitte Mai? Da sind doch die Eisheiligen. Und dann auch noch nach einem schneereichen Winter. Eigentlich undenkbar...
Der warme April (und der Anfang vom Mai) hatten aber ein mächtiges Abtauen zur Folge.
Am 29. April haben wir daher ein kleines Stück der Nagelfluhkette probiert. Ja, es gab noch Schneefelder, aber insgesamt sah es gar nicht so schlecht aus.
Hier mal 3 Bilder von dieser Tour:

Bild in der Galerie

Bild in der Galerie

Bild in der Galerie

Also haben wir für das Himmelfahrtswochenende eine Tour gesucht die sich möglichst unter 2.000 Metern bewegt.
So sind wir auf die Strecke Füssen - OGau gekommen. Mögliche Route geplant, in Frage kommende Hütten angeschrieben und siehe da - es gab noch Übernachtungsmöglichkeiten. Nach dem Motto no risk no fun, haben wir reserviert.

Tja - was soll ich sagen? Das Wetter meinte es gut mit uns. Die Wärme -und damit das Tauwetter- hielt an. Die Vorhersagen für das lange We waren nicht perfekt, aber der große Kälteinbruch war nicht angekündigt.

TAG 1: In der Kürze liegt die Würze.

So starteten wir am 10. Mai mit dem Zug um 07:51 in SBC (Stuttgart Bad Canntstatt). 4 Stunden später kamen wir (planmäßig und nicht verspätet!) in Füssen an. 2 Wanderer mit zwei Rucksäcken. Mit im Gepäck: Die Sony RX 10 III als zuverlässiger Begleiter.
Auf dem letzten Teilstück, wir mussten drei Mal umsteigen, war der Zug mächtig voll. Merkwürdig - das am Himmelfahrtstag
Es waren viele, viele Asiaten mit an Bord. Ich dachte immer, die werden mit dem Bus dahin gekarrt. Na ja - egal. Wir sind zügig durch die (sehr schöne) Innenstadt von Füssen, um uns auf unsere Route zu begeben.
Apropos:

Bild in der Galerie
Details gibt's HIER

Gerade mal knappe 10 km liegen vor uns. Die Höhenmeter beschränken sich auf 570. Also eher ein Spaziergang.
Erstmal ging es ein wenig bergauf durch den Wald. Danach kamen wir an den Schwansee, der wunderschöne Blicke auf die Königsschlösser bietet:

Blick über den Schwansee zum Schloss Neuschwanstein. Links der Tegelberg, rechts der Säuling:

Bild in der Galerie

Neuschwanstein gezoomt:

Bild in der Galerie

Ja, ich finde dieses Bauwerk unheimlich schön. Ich weiß, viele sehen es anders und halten es für kitschig oder tun sich schwer mit der touristischen Ausschlachtung.
Ich finde, es ist ein grandioses, wunderschönes Stück Architektur. Kitschig sind für mich eher die Abbildungen (z.B. aus Porzellan). Das Gebäude selbst kann nichts dafür, was aus ihm gemacht wird, oder?
Und die Menschen reisen um die halbe Welt um es einmal zu sehen.
Ich war übrigens noch nie drin. Schon oft davor, aber eine Führung habe ich noch nie gemacht. Das Anstehen in Labyrinth-Geländern á la Europapark ist dann doch nicht so mein Ding...
Eines sollte man nicht ganz außer Acht lassen, bevor man sich über die Touristenmassen echauffiert. Das Schloss wirft, als einziges seiner Art, Gewinn ab. Und das kommt dem Erhalt zugute.

Neben und unter Neuschwanstein steht das andere Königsschloss: Hohenschwangau. Der Sitz von König Ludwigs Eltern. Er hatte ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Das spiegelt sich hier deutlich wieder. Sein Bauwerk musste das seiner Eltern überragen und es klein aussehen lassen. Ist ihm gelungen.

Beide Schlösser:

Bild in der Galerie

Wir sind um den Schwansee gelaufen. Und im Schwansee gibt es - richtig: Schwäne. Die vermehren sich auch:

Bild in der Galerie

Unser Weg führte uns durch den Ort Hohenschwangau, wo die meisten Touristenbusse landen:

Bild in der Galerie
(Ja... Sorry für den blöden Mast. Sollte schnell gehen. Ich hätte mir nachher in den A... beißen können).

Es folgte jetzt der Weg durch den Wald zur sog. Bleckenau, wo wir unser erstes Übernachtungsziel erreichten. Die Fritz-Putz-Hütte.

Bild in der Galerie
Modern, nett, schöner Schlafkomfort. Ach ja, es ist eine Selbstversorgerhütte. Und mit der erhofften himmlischen Ruhe da draußen war es auch nicht soweit her. Mehrere Familien mit kleiner Kindern waren ebenfalls dort. Was soll's - schön war es (trotzdem).

Die Bleckenau ist eine Art kleine Ebene in dem Wald. Nicht wirklich sensationell fanden wir.
Es gab nette Bäumchen:

Bild in der Galerie

Bild in der Galerie

Auf dem Weg zur Hütte hatte ich, kurz bevor wir dort angekommen sind, noch diesen Bach gesehen. Das wäre doch was für eine Langzeitbelichtung, dachte ich. Also bin ich später nochmal zurück. Vom Monatsthema Juni ahnte ich damals ja noch nichts, sonst hätte ich ja noch ein Vergleichsbild und ein Making of gemacht....

Bild in der Galerie

Hätte uns fast überholt:

Bild in der Galerie

So, das war es für den ersten Tag. Geschlafen haben wir sehr gut. Und Getränke gegen Bezahlung auf Vertrauen ist auch klasse (und günstig!):

Bild in der Galerie
__________________
Grüße Joachim
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Das Leben ist einfach...einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär' (Lindemann)

Geändert von Harry Hirsch (14.06.2018 um 05:39 Uhr)
Harry Hirsch ist offline   Mit Zitat antworten
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Alt 14.06.2018, 00:09   #2
Reisefoto
 
 
Registriert seit: 10.11.2007
Ort: Nordschwarzwald
Beiträge: 8.899
Schön, ich würde am liebsten gleich ins Allgäu fahren! Das Schloss mag ich auch und es lohnt sich durchaus, es auch von innen anzusehen.
Reisefoto ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2018, 06:11   #3
Norbert W
Gesperrt
 
 
Registriert seit: 24.08.2016
Beiträge: 2.035
Zitat:
Zitat von Harry Hirsch Beitrag anzeigen
H... Neuschwanstein …
… Ja, ich finde dieses Bauwerk unheimlich schön. Ich weiß, viele sehen es anders und halten es für kitschig oder tun sich schwer mit der touristischen Ausschlachtung.
Ich finde, es ist ein grandioses, wunderschönes Stück Architektur. Kitschig sind für mich eher die Abbildungen (z.B. aus Porzellan). Das Gebäude selbst kann nichts dafür, was aus ihm gemacht wird, oder?
100%

Lässt sich gut an deine 1. Fotostory... wir waren im September 1 Woche Nähe Füssen (Lechbruck) mit den Hunden. Eine tolle Gegend mit vielen Möglichkeiten.
Norbert W ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2018, 06:38   #4
Tafelspitz
 
 
Registriert seit: 26.11.2004
Ort: Region Basel (CH)
Beiträge: 5.415
Hey, super Doku! Da lese und schaue ich doch gerne mit.

Das Schloss Neuschwanstein finde ich ebenfalls toll. Ich erinnere mich, es das erste mal in einer Fernsehsendung gesehen zu haben. "Rätselflug" mit einem jungen Günther Jauch, der per Helikopter in der Gegend herumgeflogen wurde und Rätsel und Aufgaben lösen musste. Das war doch noch Fernsehen
In Geo Epoche Panorama 07/2017 gibt es übrigens superschöne Bilder von Neuschwanstein (und natürlich auch von vielen anderen).

Ich würde es gerne mal sehen. Allerdings schrecken uns die Touristenmassen doch ziemlich ab.

Bin gespannt, wie es weitergeht!
__________________
Liebe Grüsse
Dominik
∞ ∞ Infinite Landscapes ∞ ∞
Dieser Satz kein Verb.
Tafelspitz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2018, 12:09   #5
Windbreaker
 
 
Registriert seit: 01.11.2010
Ort: Vörstetten
Beiträge: 6.170
Schön, dass Du hier über Deine Tour berichtest und schöne Bilder zeigst! Bin gespannt auf die Fortsetzung. Neuschwanstein sollte man sich trotz Touri.Massen einmal antun, lohnt sich. Hohenschwangau hat mir nicht so gut gefallen. zu dunkel. Linderhof ist ebenfalls superschön und lohnenswert.
(Vielleicht nicht grad am Feiertag
Windbreaker ist offline   Mit Zitat antworten
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Alt 14.06.2018, 13:44   #6
Harry Hirsch

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
Zitat:
Zitat von Reisefoto Beitrag anzeigen
Schön, ich würde am liebsten gleich ins Allgäu fahren! Das Schloss mag ich auch und es lohnt sich durchaus, es auch von innen anzusehen.
Ich mag die Gegend. Um Füssen rum ist es wirklich schön. Und: es ist nicht nur bergig. Man kann dort wunderbar Fahrrad fahren und tolle Seen gibt es auch.
Wir hatten mal eine Ferienwohnung mit freien Blick auf das Schloss. Abends ist es ansprechend beleuchtet. Das zu sehen lohnt sich auch!

Ich werde deinen Tipp berherzigen und das Schloss auch mal innen besichtigen. Aber nicht an Wochenenden, Feiertagen oder Ferien.

Zitat:
Zitat von Norbert W Beitrag anzeigen
100%

Lässt sich gut an deine 1. Fotostory... wir waren im September 1 Woche Nähe Füssen (Lechbruck) mit den Hunden. Eine tolle Gegend mit vielen Möglichkeiten.
Danke. ja - super (s.o.)

Zitat:
Zitat von Tafelspitz Beitrag anzeigen
Hey, super Doku! Da lese und schaue ich doch gerne mit.

Das Schloss Neuschwanstein finde ich ebenfalls toll. Ich erinnere mich, es das erste mal in einer Fernsehsendung gesehen zu haben. "Rätselflug" mit einem jungen Günther Jauch, der per Helikopter in der Gegend herumgeflogen wurde und Rätsel und Aufgaben lösen musste. Das war doch noch Fernsehen
In Geo Epoche Panorama 07/2017 gibt es übrigens superschöne Bilder von Neuschwanstein (und natürlich auch von vielen anderen).

Ich würde es gerne mal sehen. Allerdings schrecken uns die Touristenmassen doch ziemlich ab.

Bin gespannt, wie es weitergeht!
Danke auch dir! Anschauen lohnt sich. Wenn ihr nicht rein wollt, findet sich auch immer ein Plätzchen mit schönem Blick außerhalb der Touristenspots. Einzige Ausnahme: Der Blick von der Marienbrücke ist ein unbedingtes Muss!!! Der Blick von dort ist auch der Fotoklassiker. Das Geo Titelbild ist da entstanden.
Da man etwas schwindelfrei sein muss, ist die Brücke nie wirklich überfüllt. Aber allein ist man auch nicht....

Zitat:
Zitat von Windbreaker Beitrag anzeigen
Schön, dass Du hier über Deine Tour berichtest und schöne Bilder zeigst! Bin gespannt auf die Fortsetzung. Neuschwanstein sollte man sich trotz Touri.Massen einmal antun, lohnt sich. Hohenschwangau hat mir nicht so gut gefallen. zu dunkel. Linderhof ist ebenfalls superschön und lohnenswert.
(Vielleicht nicht grad am Feiertag
Gerne. Linderhof kommt noch ;-)

Ich habe mir Teil 2 eigentlich für heute Abend vorgenommen. Ich weiß aber noch nicht, ob ich es schaffe. Ich Armer muss morgen nach Garmisch . Nachdem wir letztes Jahr einen Einsteigerlehrgang gemacht haben, haben wir uns für Samstag DAS vorgenommen.
Und da gibt es heute Abend noch ein paar Kleinigkeiten vorzubereiten.
Daher nicht böse sein, wenn ich erst am Montag hier weitermache.
__________________
Grüße Joachim
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Das Leben ist einfach...einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär' (Lindemann)
Harry Hirsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.06.2018, 14:15   #7
suze
 
 
Registriert seit: 29.01.2013
Ort: Frankfurt
Beiträge: 637
Zitat:
Zitat von Harry Hirsch Beitrag anzeigen

Was machen wir bloß an dem langen We im Mai? Diese Frage haben wir uns Anfang Mai gestellt.
Ernsthafte Frage? NATÜRLICH ZUM USERTREFFEN NACH FRANKFURT KOMMEN!

....ich war vor Jahren (Jahrzehnten?) auch mal in dieser Ecke und freue mich, nach dieser langen Zeit noch mal mit Dir an dieses schöne Fleckchen mitreisen zu können. Weiter so!
__________________
Viele Grüße,
Susanne
suze ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.06.2018, 21:31   #8
Harry Hirsch

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
TAG 2: DA LANG?

Von der Fritz-Putz- zur Kenzenhütte:

Bild in der Galerie

Das Risiko eingehen? Es gibt keinen kurzen Talweg zur Kenzenhütte. Man muss immer über einen Berg oder Sattel. Mindesthöhe: 1.620 Meter (Branderfleck).

Auf dem Hang hinter dem Branderfleck (Nordseite) liegt noch gut 1m Schnee meinte die Wirtin der Kenzenhütte auf telefonische Anfrage.
Und jetzt? Die garantiert schneefreie Variante bedeutet zurück nach Füssen, dann nach Halblech und von dort durch das Tal zur Hütte. Rund 25 km. Es fahren auf Teilstücken auch Busse, aber nicht immer.

Wanderer auf der Fritz-Putz-Hütte haben uns gesagt, dass der Weg über die Hochplatte frei ist.
Sch... Hochplatte! Ausgesetzt, Schwindelfreiheit notwendig! Und das mir. Gerne in den Bergen aber nicht absolut schwindelfrei. Und die Videos auf Youtube, die ich mir bei der Tourenplanung zuhause angesehen habe, waren nicht aufbauend... Trotzdem probieren?
Wenn wir umkehren, müssen wir den ganzen Weg von der Hochplatte zurück und anschließend nochmal die 25km wie oben beschrieben.

Tja, was soll's. Wie schon am Tag 1: no risk no fun. Also sind wir losmarschiert.
Wir haben von anderen Gästen noch einen Kaffee bekommen (es war ja eine Selbstversorgerhütte, also nix mit üppigem Frühstücksbuffet) und sind dann recht früh gestartet.

Wir kommen von rechts (gestern) und gehen nach links:

Bild in der Galerie

Es hat gestern Abend und in der Nacht geregnet. Als wir losgehen, ist es noch etwas neblig:

Bild in der Galerie

Das lichtet sich aber bald:

Bild in der Galerie

Der Mond zeigt sich auch nochmal:

Bild in der Galerie

Ein letzter Blick zurück zum Säuling. Einer unserer Lieblingsgipfel:

Bild in der Galerie

Die Jägerhütte ist unser erstes Zwischenziel. Der Weg bleibt zunächst einfach und führt durch den Wald bis zur Hütte. Wie gesagt - noch nichts gefrühstückt, das holen wir jetzt nach. Muss ja auch mal sein. Da die Hütte nicht bewirtschaftet ist, geht's den Proviant an den Kragen:

Bild in der Galerie
Apropos essen. Die ganze Tour hat keine Einkehrmöglichkeit. Wir sind darauf vorbereitet und haben genug zu essen und trinken dabei.

Wir verlassen den Weg nach links in Richtung Hochplatte. Das erste Mal erscheint unser Tagesziel, die Kenzenhütte auf einem Wegweiser:

Bild in der Galerie
Man beachte den schwarzen Punkt neben Hochplatte und Kenzenhütte. Der steht für "schwer"

(Endlich) ändert sich der Weg völlig. Wir verlassen den Wald und kommen in ein höheres Tal, in dem sich deutlich weniger Bäume aufhalten. In dem Tal geht es jetzt steiler bergauf. Wir wollen zum Roggensattel. Das ist der Einschnitt hinten auf der linken Bildhälfte. Mit dem Schnee davor. Von dem Standort ausgesehen übrigens wesentlich höher, als es das Bild vermuten lässt.

Bild in der Galerie

Zum ersten Mal "erschweren" Schneefelder unsere Wanderung. Nicht immer ist klar zu erkennen, wo der Weg denn lang läuft...

Bild in der Galerie

Wir gehen weiter hoch zum Sattel und müssen ein paar Mal umkehren, da wir die falsche Fährte um große Schneefelder genommen haben.
Der Sattel selbst ist voller Schnee. Er türmt sich zu einer meterhohen Wand auf und auf der anderen Seite geht es gefühlt 90 Grad abwärts. Dort ist alles weiß. Hier verläuft der Normalweg, wenn man nicht über die Hochplatte möchte. Keine Chance.
Ich hatte leider nicht den Nerv hier ein Foto zu machen. Ich stand kurz vor dem Scheitel und traute mich irgendwie mal drüber zu linsen. Es ging, wie gesagt, sehr steil abwärts. Und bei dem Tauwetter (es war recht warm), weiß man auch nicht, wie der Schnee hält. Daher blieb die Kamera im Sack und ich habe mich in Sicherheit gebracht.

Na ja - oder das was man so nennt. Erstmal runter vom Schnee und weiter in Richtung Hochplatte. Die letzte Hoffnung da noch irgendwie drum herum zu kommen, war dahin.
Vor dem Gratweg zur Hochplatte hat uns die Natur noch was Nettes gebaut. Das "Fensterl":

Bild in der Galerie

Danach schlägt für mich die Stunde der Wahrheit. Der Weg zur Hochplatte steht an. Die Hochplatte, ist entgegen dem, was ihr Name vielleicht vermuten lässt, nicht etwa eine Art Ebene in der Höhe, sondern schlicht und ergreifend ein Gipfel. 2073 Meter hoch. Der Berg selbst ist ein feiner Gipfel, aber nicht besonders spektakulär. Der Grat dorthin jedoch schon.

Vor uns gehen zwei "junge Leute" den Weg an. Blick zu meiner Frau. Blick von meiner Frau zu mir. Umdrehen? Kurzes Schweigen. Nein, wir gehen einfach mal los. Wenn es zu schlimm wird müssen wir zurück.

Es geht bergauf, der Grat wird schmaler. Die Hangneigung rechts und links nimmt zu. Die Höhe (bzw. Tiefe) auf beiden Seiten auch...

Komisch, wie unser Hirn da tickt. Der Pfad ist immer noch gut einen knappen Meter breit. Stellt euch vor, jemand zeichnet mit Kreide in der Fußgängerzone einen Weg, der einen knappen Meter breit ist. Ist das ein Problem zwischen den Kreidestrichen entlang zu laufen? Nee. Man würde auch mit geschossenen Augen da lang tanzen. Aber wenn es rechts und links von den Kreidestrichen jeweils einige hundert Meter runter geht? Dann sieht die Sache anders aus. Unser Warnsystem leistet da ganze Arbeit...

Nach einem Stück sah es ungefähr so aus:

Bild in der Galerie

Trotz des mulmigen Gefühls in der Magengegend: Die Aussicht war ein Traum!

Wir sind dann rechts langsam und vorsichtig den Grat weiter, bis wir zu dieser Stelle kamen:

Bild in der Galerie

Ihr seht die zwei Menschen auf dem Fels gegenüber? Gut. Das was zwischen uns liegt ist der Weg. Nein, es gibt keinen anderen, nein es kommt nicht die "ach so, da geht's ja lang, das habe ich zuerst gar nicht gesehen" Variante.
Mein innerer Schweinehund brüllte "UMKEHREN!". Zum Glück waren die zwei Gestalten da auf dem Fels. Sie liefen nicht in die gleiche Richtung wie wir, sondern kamen uns entgegen. Und sie lieferten meinem Schweinehund ein Gegenargument: Sie nehmen ihre Wanderstöcke, schoben sie zusammen und brachten sie an ihren Rucksäcken an. Warum das beruhigend war? Das macht man eigentlich, wenn man beide Hände für ein Sicherungsseil braucht.

Ja und ein solches war da unten am Fels. Zum Glück!
Sorry, an der Stelle hatte ich 1. nicht die Nerven die Kamera zu zücken, 2. keine Hand frei, da ja beide am Seil waren. Füße am Fels und ein paar hundert Meter Nichts unter'm Hintern. War aber nicht ganz so schlimm, wie es klingt.

Kurz nach dieser Stelle ging es dann so

Bild in der Galerie
weiter. Mit Seil gesichert (links am Fels).

Kurz danach kommt dann der Gipfel der Hochplatte:

Bild in der Galerie
Ich konnte eine gewisse Erleichterung (und ein wenig Stolz) nicht verbergen.

Danach kam noch ein kurzes Stück auf dem Grat

Bild in der Galerie
(oben hinten ist nochmal das Gipfelkreuz zu sehen), bevor wir dann über den Nordhang auf einer geschlossenen Schneedecke den Abstieg antreten.
Wir konnten an einigen Stellen auf dem Schnee hinuntergleiten.

Unten angekommen, nochmal die Wanderzeichen und der Hinweis auf die Schwierigkeit (schwarz = schwer)

Bild in der Galerie

Es ging dann stetig bergab Richtung Kenzenhütte. Noch einige Kilometer über Schnee, dann Schneefelder bis wir schließlich wieder auf dem normalen Weg laufen konnten.
Das größte Problem bei Schnee ist übrigens nicht immer der Schnee selbst, sondern, dass man den Wegverlauf nicht mehr erkennen kann.
Und allzu viele sind nicht vor uns gelaufen, außerdem hat der Regen der Tage zuvor die Spuren verwaschen.

Na ja - irgendwann sind wir tatsächlich auf der Kenzenhütte angekommen. Und zur Belohnung gab's was Leckeres:

Bild in der Galerie


Kurz nach unserer Ankunft fing es an zu regnen. Und wenn dann gleichzeitig die Sonne scheint... na, ihr kennt das doch:

Bild in der Galerie

Übrigens: Auch hier war nichts mit Stille - es war ein Kind hat dort mit unendlich vielen lauten Freunden und Freundinnen seinen (geschätzten siebten oder achten) Geburtstag gefeiert. War aber nett. Sie haben (u.a.) Marshmallows gegrillt

Bild in der Galerie
und wir haben welche abbekommen

Ein Bild von der Hütte selbst (allerdings schon vom nächsten Morgen):

Bild in der Galerie

Der zweite Tag geht zu Ende. Wir sind zufrieden mit dem, was wir heute geschafft haben.

Teil 3 folgt...
__________________
Grüße Joachim
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Das Leben ist einfach...einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär' (Lindemann)
Harry Hirsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2018, 06:26   #9
Norbert W
Gesperrt
 
 
Registriert seit: 24.08.2016
Beiträge: 2.035
Juhu... es geht weiter.
Sehr schön dein Bericht und die Eindrücke vermitteln einem das Gefühl als wäre man mit dabei.
Ich kann das gut verstehen, dass du stolz warst, wenn man das mit dem 'schwindelfrei' bedenkt.

PS.: Das Bild auf dem Gipfel der Hochplatte. Das bist du mit deiner Frau? Ähnelt deinem Profilbild gar nicht. Hattest du ein Stativ dabei oder die Kamera auf einen Stein gelegt und Selbstauslöser?
Norbert W ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2018, 07:20   #10
Tafelspitz
 
 
Registriert seit: 26.11.2004
Ort: Region Basel (CH)
Beiträge: 5.415
Toll, dass es weitergeht! Und schön, dass man auch mal Bilder von dir und von Frau Hirsch zu sehen bekommt. Und nein, aufgrund deines Avatars hätte ich dich nicht erkannt.

Zitat:
Zitat von Harry Hirsch Beitrag anzeigen
Stellt euch vor, jemand zeichnet mit Kreide in der Fußgängerzone einen Weg, der einen knappen Meter breit ist. Ist das ein Problem zwischen den Kreidestrichen entlang zu laufen? Nee. Man würde auch mit geschossenen Augen da lang tanzen. Aber wenn es rechts und links von den Kreidestrichen jeweils einige hundert Meter runter geht? Dann sieht die Sache anders aus. Unser Warnsystem leistet da ganze Arbeit...
Ein fast identisches Gedankenexperiment machen meine Frau und ich auch jedesmal, wenn wir vergleichbare Wege-Situationen zu "meistern" haben
__________________
Liebe Grüsse
Dominik
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