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11.04.2022, 15:25 | #11 |
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Nicht nur Syrien, auch in Ägypten sieht es danach aus. Vermutlich auch noch in etlichen weiteren armen Ländern, die die wegen dem Russland-Ukraine-Krieg gewaltig gestiegenen Öl- und Lebensmittelpreise nicht so locker zahlen können.
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11.04.2022, 17:12 | #12 | |||
Themenersteller
Registriert seit: 25.11.2012
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@Klaus: Danke für Deine wie immer profunden Anmerkungen! Auch wenn mancher Deiner Links (Chlorgas, Fassbomben) nichts wirklich Gerichtsfestes mitteilt. Da ist halt letztlich auch nur von von "glauben" und "mutmaßen" die Rede.
Zum Völkerrecht könnte man lange trefflich streiten. Nach meiner Sicht widerspricht es dem Völkerrecht, wenn einzelne Länder oder Ländergruppen (USA, EU) die Bevölkerung eines anderen Staates quasi in Geiselhaft nehmen, um sie so gegen ihre eigene Regierung aufzubringen. Das ist ein Regime-Change durch die Hintertür, und der ist völkerrechtlich nicht zulässig. Genaueres findest Du beispielsweise beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages: WD-2-071-19-pdf-data.pdf Übrigens geht das zumindest in Syrien nach hinten los. Baschar al-Assad ist dort heute populärer als vor dem Krieg. Er hat dem ganzen Westen die Stirn geboten - und gewonnen (wenn auch mit russischer Hilfe)! Das macht die Leute stolz, wo sie derzeit doch sonst wenig haben, worauf sie stolz sein können. So prangt Assads Konterfei in unzähligen Varianten von Zehntausenden Plakaten im ganzen Land, selbst an den Fassaden von Kriegsruinen:
Sogar kleine Straßenhändler haben zuweilen Assad-Bilder auf ihrem Verkaufskarren stehen. → Bild in der Galerie
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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11.04.2022, 18:17 | #13 |
Registriert seit: 06.03.2015
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Nun ja. Erich Honecker hing ja auch überall und das korrelierte nicht unbedingt mit seinen Popularitätswerten.
Aber lassen wir lieber Bilder sprechen. Das ist allemal interessanter, als stereotype Diskussionen. Und schön, wenn die Menschen noch lachen können, wie der Herr mit dem roten Fez.
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Chefexeget an der Rudolf-Steiner Schule |
11.04.2022, 18:19 | #14 |
Registriert seit: 28.09.2003
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Die Bilder gefallen jedenfalls, und das ist es eigentlich was mich interessiert.
Und was die Wandbilder angeht, die gibt es in vielen totalitären Ländern, was nicht unbedingt heißt, das die Machthaber verehrt werden. Ist wie z. Z. in Russland, wer aufbegehrt ist weg vom Fenster.
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mit einem Gruß von einem Dithmarscher aus dem Zentrum Berlins (Moabit) Ditmar |
11.04.2022, 18:39 | #15 |
Themenersteller
Registriert seit: 25.11.2012
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@Stefan, @Ditmar: Mit dem Bilderkult für Assad habt Ihr sicher Recht. So etwas kann man staatlich lenken. Es sagt nichts über die wirkliche Popularität eines Präsidenten. Ich vermute mal, hinter dieser durchaus professionell gestalteten Poster-Schwemme steht die regierende Baath-Partei, deren Generalsekretär Baschar (so nennen ihn die Leute im Allgemeinen, sie sagen also nicht Assad) ebenfalls ist. Aber dass er den ganzen Bürgerkrieg (politisch) überlebt hat und nun bereits wieder von den Kronprinzen der Emirate wie ein großer Führer empfangen wird, bringt ihm im Land schon Anerkennung. Zudem war sein Vater sehr populär, wovon er ebenfalls zehrt.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Geändert von perser (11.04.2022 um 18:42 Uhr) |
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12.04.2022, 08:39 | #16 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Themenersteller
Registriert seit: 25.11.2012
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Klickt man auf Wikipedia das Stichwort Aleppo an, findet man diese Aussage: „Weite Teile der Stadt sind zerstört…“ Wenn man dann selbst vor Ort ist, steht man natürlich erschüttert vor jedem Trümmerberg. Doch von „weiten Teilen“ kann nicht annähernd die Rede sein. Der einzige wirklich bis auf die Grundfesten zerstörte größere Gebäudekomplex, der sich von der hoch über der Stadt gelegenen Zitadelle ausmachen lässt, ist dieses Areal, direkt zu Füßen der Festung gelegen:
Hinzu kommt die prachtvolle Chusrawiyya-Moschee, die schon 2014 schwer getroffen wurde. Aber bereits 2017 stufte eine auf Satellitenaufnahmen fußende Analyse der Weltbank das Ausmaß der Zerstörung in Syrien als weitaus geringer ein, als es die damalige Presseberichterstattung auch bei uns in Deutschland nahelegte. Für Aleppo sprach man von etwa 30 Prozent beschädigter (nicht zerstörter) Gebäude. Also um die 70 Prozent der Gebäude in der 1,7 Millionen-Seelen-Stadt blieben verschont. Das zeigen auch weitere Blicke von der Zitadelle herab.
Zwei Drittel der beschädigten Bausubstanz liegen auf relativ kompaktem Raum im Osten der (Alt)Stadt, im Quartier um den Suk und die stark betroffene Umayyaden-Moschee. Hier hatten sich mehrere Rebellengruppen verschanzt, bevor sie von der syrischen Armee – mit russischer Luftunterstützung – nach wochenlangen Gefechten zur Aufgabe gezwungen wurden. Als ich jetzt dort war, sah dieses Quartier noch immer sehr trostlos aus. Ganze Häuserzeilen waren entweder ganz unbewohnbar oder nur in den Parterrebereichen zu nutzen.
Auch die tangierende historische Bebauung, die zum Suk bzw. zur Umayyaden-Moschee gehört (rechts) war durch die Kämpfe und Luftangriffe deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden.
Aber völlig zerstörte und in sich zusammengefallene Häuser sah ich praktisch nicht. Ich bin sicher, dass diese Gebäude nach entsprechender statischer Prüfung so gut wie alle wieder in den Urzustand zurückversetzt werden können. Das Beispiel dafür liefert Beirut, wo wir anschließend waren. Hier sahen die Häuser nach dem 15-jährigen libanesischen Bürgerkrieg mindestens ebenso schlimm aus (ich habe eine Ausstellung dazu gesehen). Und inzwischen entstiegen sie dem Schutt wie einst Phoenix der Asche. Und der Wiederaufbau ist bereits im Gange, derzeit noch vor allem an den historischen Bauwerken, wie halt dem Suk und den beiden Moscheen. Über die Vergabe der Spendengelder aus dem Ausland (u.a. auch aus D-A-CH) und die Reihenfolge, in der sie zum Einsatz kommen, entscheidet die Regierung in Damaskus.
Teile des Suks sind auch wieder schon sehr schön restauriert. Vermutlich waren hier aber keine tragenden Teile betroffen, sondern vor allem beschädigte Fassaden zu reparieren gewesen.
Hier noch weitere Gesichter aus Aleppo. Die Männer ließen sich alle unkompliziert fotografieren, dennoch finde ich, dass auf all ihren Blicken eine Schwermut lagert, in der sich noch immer das erlebte Kriegsgrauen niederschlägt. Und damit meine ich nicht zuerst Granaten und Raketen, vor denen man sich ggf. noch halbwegs verstecken konnte, sondern eine Art Schändung ihrer einzigartigen Stadt. Denn Aleppo gilt als eine der wertvollsten Perlen islamischer Kultur überhaupt. 2006 war es als zweite Stadt der Welt (nach Mekka) als „Hauptstadt der Islamischen Kultur“ geadelt worden.
Und noch zwei weitere - ein Warentransporteur auf dem Basar und ein Nüsse-Verkäufer davor:
Selbst die Kinder in Aleppo wirken auf mich seltsam ernst, quasi früh erwachsen geworden. In anderen syrischen Städten meine ich das nicht so empfunden zu haben. Aber vielleicht redet man sich so etwas auch nur ein…?
Drum noch einmal ein paar optimistisch stimmende Bilder aus Aleppo – vom weitgehend wieder normalisierten Alltag im Suk.
(Es geht noch weiter ...)
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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12.04.2022, 08:59 | #17 |
Registriert seit: 28.09.2003
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Beeindruckende Dokumente (Bilder), es ist dabei traurig zu sehen, was Kriege wie jetzt auch in der Ukraine so anrichten.
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mit einem Gruß von einem Dithmarscher aus dem Zentrum Berlins (Moabit) Ditmar |
12.04.2022, 09:30 | #18 |
Registriert seit: 16.11.2019
Beiträge: 2.739
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Sehr beeindruckende Reportage Harald.
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12.04.2022, 09:57 | #19 | |
Registriert seit: 10.12.2010
Ort: In Sichtweite der Burg Teck
Beiträge: 2.756
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Zitat:
Für die allermeisten Menschen ist ein Frieden unter wem auch immer besser als der gerechteste Krieg. Aber deshalb jedem Diktator und Despoten durch Sanktionsfreiheit zu erleichtern an der Macht zu bleiben, weil es dann dem Großteil der Bevölkerung besser geht kann auch nicht die Lösung sein. Ein unlösbares Dilemma, vor das die freiheitlich orientierte Welt immer wieder gestellt wird. |
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12.04.2022, 17:56 | #20 |
Themenersteller
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Danke an alle, die es sich antun, sich in diese Geschichte hineinzulesen!!
Ich weiß, das ist schon harter Tobak, den nicht jeder an sich 'ranlassen mag. Auch vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Russland-Ukraine-Krieges (mir geht der auch sehr an die Nieren). @Hans: Ich sehe Sanktionen schon lange kritischer als der Mainstream hierzulande. Und ich will auch niemand seine Meinung dazu nehmen. Aber nach meiner Beobachtung treffen sie eben erstens immer die Falschen, und zweitens haben sie noch nie wirklich etwas bewirkt. Stattdessen schaden sie uns am Ende noch selbst. Interessant finde ich übrigens, dass die wichtigen christlichen Kirchen in Aleppo inzwischen wieder aufgebaut sind. Zu ihnen gehört die Sankt-Elias-Kathedrale im christlichen Viertel, das direkt an die seinerzeit stark umkämpfte Altstadt grenzt und so ebenfalls schwere Kriegsschäden davon trug. Islamistische Rebellengruppen hatten sie zerstören wollen. St. Elias gehört zur maronitischen Kirche, einer ostkatholischen Teilkirche vor allem im Libanon und in Syrien, die das Papstprimat anerkennt. → Bild in der Galerie Weniger stark in Mitleidenschaft gezogen worden war die syrisch-katholische Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale. Aber auch diese Schäden sind inzwischen weitestgehend beseitigt. Sie war im Bürgerkrieg 2012 während eines Gottesdienstes von islamistischen Rebellen mit einer Rakete beschossen worden. Zehn Menschen wurden damals verletzt. → Bild in der Galerie Etwa 15 Prozent der syrischen Gläubigen bekennen sich zu einer der christlichen Kirchen, darunter auch den armenischen oder orthodoxen Konfessionen.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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