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Startseite » Forenübersicht » Kreativbereich » Vor der Aufnahme » Eine Frage des Stils - der Calvinize-Effekt
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Alt 30.11.2011, 11:20   #1
Dat Ei
 
 
Registriert seit: 07.09.2003
Beiträge: 19.641
Eine Frage des Stils - der Calvinize-Effekt

Moin, moin,

nachdem gerade in dem Thread "Workflow" die Frage nach der Wirkung des Bildstils aufkam, aber dort im Album sicherlich der flasche Ort für derartige Diskussionen ist, mache ich hier in Abstimmung und nach Rücksprache mit hennesbender, dem Photographen des Ursprungs-Thread, einen separaten Thread auf.

Im Ursprungs-Thread ging es um dieses Bild.



Hier soll es nicht darum gehen, die Person hennesbender oder nur seine Bilder zur Diskussion zu stellen (weder glorifizierend, noch bashend), sondern sich einmal stellvertretend über den Bildstil und seine Wirkung auszutauschen.


Dat Ei
__________________


"Wennde met dr Hääd löufs, häsde immer e Aaschloch vürm Jeseech." (Zitat Gerd Köster)
"Wer mit Euch ist, ist nicht ganz bei sich."
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Alt 30.11.2011, 11:45   #2
Dat Ei

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 07.09.2003
Beiträge: 19.641
So, nach den einleitenden Worten mache ich mal den Anfang und skizziere nochmal meine Gedanken, die mich bei diesem Bildstil beschäftigen.

Ich frage mich, wie dieser Bildstil auf weibliche Betrachter wirkt, welches Frauenbild er transportiert. Mich erinnern solche Bilder an die Titelbilder von "TV-Spielfilm" oder "Tv Movie", aber auch an Madame Tussauds - irgendwie gerendert. Ich zucke zusammen, weil man den Frauen ihr schönstes nimmt, nämlich ihr Wesen und ihre Natürlichkeit. Doch dazu gehört auch die Imperfektion. Diese Form von Perfektionswahn läßt den Frauen nichts oder nur wenig menschliches. Kann und darf so etwas Vorbild sein? Für die Frauen? Für uns Photographen? Oder muß/soll ich diese Überzeichung als Abstraktion oder gar Karikatur sehen?


Dat Ei
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Alt 30.11.2011, 11:48   #3
aidualk
 
 
Registriert seit: 17.12.2007
Ort: Rhein-Main
Beiträge: 21.341
Hallo,

ich habe von Portraitfotografie nicht viel Ahnung, das ist nicht so mein Sujet, aber ich habe eine Meinung zu dieser Art der Fotografie bzw. Bildpräsentation:
Mir gefallen, hier als Beispiel, die Bilder von hennesbender wirklich sehr gut! Die Art wie er sie Modells stellt und ausleuchtet gefällt mir richtig.
Einzig seine Art der Hautbearbeitung ist überhaupt nicht meins, obwohl er es noch recht "dezent" macht (es gibt weissgott erheblich heftigeres täglich zu sehen).... dennoch für mich zu arg, aber das ist freilich Geschmacksache und ich weiss, dass ich da eher zu einer Minderheit gehöre, aber so ists nun mal.

viele Grüße

aidualk
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Alt 30.11.2011, 11:55   #4
jameek
 
 
Registriert seit: 27.03.2004
Ort: 41352
Beiträge: 2.304
Bilder haben verschiedene Ziele:
Dokumentieren, Schön sein, Ansprechend/Anregend sein, idealisieren, Ideen umsetzen, kreative Spielereien...

Meiner Meinung nach sind dokumentierend und idealisierend konträr.
Entweder entscheide ich mich für das reine Abbilden eines (beliebigen) Subjekts/Objekts, oder ich entscheide mich für die Inszenierung/Idealisierung.
Für den ersten Part braucht es keine Bildbearbeitung.
Für den zweiten Part ist EBV essentiell, da dort Standards herrschen.
Diesen Standards muss man mindestens erfüllen.
Praktisches Beispiel: Pickel und unreine Haut sind in der Fashion-Welt verpönt.
Will ich ein Fashion-Bild machen, muss ich hinterher die Haut bearbeiten.
Ebenso Farben und sonstige Styles.
Die Entscheidung für oder wider eines Stiles ist dabei sehr subjektiv und im Prinzip dann die einzige Unterscheidung, die man hat.

Mir persönlich gefällt dieser Calvinize-Effekt in Maßen ganz gut, da er wirklich ermöglicht aus einem nahezu normalen Schnappschuss eine Cover-Wirkung zu erzielen. Je besser das Ausgangsbild, desto stärker der Effekt hinterher.
Allerdings sieht man sich auch schnell leid, wenn alle Bilder immer nur weich, blau, kontrastreich sind.
__________________
Gruß
christophe

Portfolio
jameek ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2011, 12:00   #5
Tira
 
 
Registriert seit: 19.05.2007
Beiträge: 966
Kommt drauf an, welchen Zweck man verfolgt, denke ich. Wenn ich solche, auf meine Art perfektionierte, Bilder meiner Angebeteten an die Wand hänge, bekomme ich immer heftigen Widerstand - sie wirft mir vor, ich fände sie nicht schön genug, wolle sie verbessern, wäre in ein Traumbild verliebt... Das endete schon ein paar Mal damit, dass ich die Bilder wieder abhängte, aus dem Rahmen nahm und vor ihren Augen achselzuckend zeriss. Das ist mir nicht schwergefallen, habe ich doch das Original.

In der Werbung ist das natürlich was anderes. Da geht es darum, Illusionen zu wecken und Hingucker zu liefern. Dann ist die abgebildete Person aber auch Kunstfigur - und da ist alles erlaubt.
__________________
Gruß
Ralf


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Alt 30.11.2011, 12:37   #6
cdan
abgemeldet
 
 
Registriert seit: 18.01.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 12.942
Zitat:
Zitat von Dat Ei Beitrag anzeigen
...Ich zucke zusammen, weil man den Frauen ihr schönstes nimmt, nämlich ihr Wesen und ihre Natürlichkeit. Doch dazu gehört auch die Imperfektion. Diese Form von Perfektionswahn läßt den Frauen nichts oder nur wenig menschliches. Kann und darf so etwas Vorbild sein? Für die Frauen? Für uns Photographen? Oder muß/soll ich diese Überzeichung als Abstraktion oder gar Karikatur sehen?
Du drückst da genau das aus was mich an dieser Beauty Fotografie immer wieder stört. Es sind klinisch reine Bilder die kein Leben mehr haben. Diese Beauty Shots bringen den Wahn nach perfekter Schönheit zum Ausdruck ohne diese jemals wirklich zu zeigen. Wer diese Bilder mag, der soll sie machen und sich daran erfreuen. Eine fotografische Glanzleistung sind sie leider in den seltensten Fällen.
Gespart wird übrigens ganz oft an der Visa. Die dürfen die Models selbst machen, das sieht man vielen dieser Fotos an, den Rest erledigt Photoshop. Beauty Shots sind in meinen Augen nicht selten Potjomkinsche Dörfer.

Menschen die ich fotografiere dürfen "Makel", Ecken und Kanten haben - ja sie sollen sie sogar haben. Da bleibt der Leberfleck oder die Haarsträhne, wogegen letztere noch vor der Aufnahme da hin kommt wohin sie gehört. Gestempelt wird wo anders. Meine Fotos sollen die Menschen so zeigen wie sie sind.

Ach ja, wenn mit den Bildern Geld verdient wird gilt das was ich schrieb natürlich nur sehr eingeschränkt oder gar nicht.
__________________
dandyk.de
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Alt 30.11.2011, 13:12   #7
hpike
 
 
Registriert seit: 12.07.2005
Beiträge: 16.214
Für mich transportieren solche Bilder überhaupt kein Frauenbild im eigentlichen Sinne. Für mich sind das gut gemachte Bilder von wunderschönen Frauen, ich schaue sie mir an, erfreue mich daran und käme im Anschluss niemals auf die Idee sie mit realen Frauen zu vergleichen. Warum auch? Heute weis doch fast jeder was mit EBV alles machbar ist und jeder weiß das es diese perfekt abgebildeten Frauen in Wirklichkeit eher selten gibt.

Als alltäglichen Vergleich nehme ich da mal diese Hollywoodschönheiten. Ich weiß nicht wie oft ich schon gehört habe: die möchte ich mal morgens ungeschminkt sehen, oder alles nur Fassade. Jeder weiß es und kaum jemand regt sich drüber auf, ist eben Hollywood. Alles nur Fassade und das gilt eben auch für solche Fotos.

Ich mache mir mein Bild von Frauen von den Frauen die mir alltäglich so über den Weg laufen und ganz sicher nicht von irgendwelchen tollen Fotos. Sie mit solchen Bildern zu vergleichen käme mir niemals in den Sinn. Wo hier ein Problem sein soll werd ich nie verstehen und ich werd auch nie die Frauen verstehen die sich über sowas aufregen. Für mich zeugt das eher von Komplexen, die sich aber keine Frau antun sollte, den sie haben es nicht nötig.

Komisch, das sich kein Mensch über griechische Mamorstatuen aufregt. Männer und Frauen die derartige Körper wie diese Kunstweke haben, sind auch eher an der Realität vorbei. und keiner regt sich auf, im Gegenteil, wir stehen bewundernd vor ihnen und staunen über deren Schönheit und das Können des Künstlers. Im Gegenteil, ich hörte da schon Frauen mit einem Seitenblick auf ihre Göttergatten sagen: da muss du aber noch anständig trainieren mein Schatz.

Sowas sollten wir mal zu Frauen sagen.
__________________
Gruß Guido
A-Mount lebt!
Es kommt anders wenn man denkt.
hpike ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2011, 13:39   #8
h_Till_w
 
 
Registriert seit: 26.01.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 554
nun, frei nach Platon
ich finde diese Bilder zeigen eher die Idee einer Frau als die Frau selber.

in der Mode ist das auch wichtig, eine individuelle Frau (bei Männern genau das gleiche) wird mehr von den Kleidern ablenken als eben so eine Idealisiert in der sich Idealerweise auch noch sehr viele Leute aus der Zielgruppe wiederkennen.

ich glaube das ist momentan eine Mode, (also in der Modefotografie) und ich denke es wird sich auch wieder ändern, dann wird der nächste Trend generiert und nach ein paar Wochen und Monaten findet man das dann in der FC und auch bei uns.

Handwerklich so etwas sauber zu machen wie es der Hennes macht ist gar nicht mal so einfach und so etwas verlangt mir Respekt ab.
__________________
Mostly Harmless...
h_Till_w ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2011, 14:01   #9
hennesbender
 
 
Registriert seit: 30.11.2008
Beiträge: 3.407
Die Aussage, dass Fashion- und Beautyfotografie in den seltensten Fällen eine fotografische Glanzleistung ist, wird wahrscheinlich richtig sein. Hilft aber nicht wirklich weiter. Das lässt sich nämlich auch für die Landschaftsfotografie, die Sportfotografie oder ganz allgemein für die Fotografie sagen. Es werden halt sehr viel mehr schlechte als gute Bilder gemacht.

Grundlage der Diskussion sollten denke ich vorzeigbare Beispiele in diesem Bereich sein. Mit verunglückten Beispielen diesen Bereich der Fotografie zu bewerten, ist mit Sicherheit nicht fair. Ich gehe daher auch mal von dem obigen Beispiel weg und werfe etwas besseres in die Runde:

http://www.sebastianbruell.de/

Schaut euch die Strecken an (nehmt nur mal "Hair extreme"). Ich finde das größtenteils wunderschön und edel gemacht. Natürlich steckt da ne ordentliche Bildbearbeitung drin und die Dame wird morgens nach dem Aufstehen nicht so aussehen...



Das Problem steckt aber doch eigentlich ganz woanders und wird auch oft diskutiert:

In Magazinen, Plakaten usw. wird der Eindruck suggeriert, dass die Realtität abgebildet wird. Und der überwiegende Teil der Leute fällt drauf rein. Insbesondere die jungen Mädels. Die haben mit Photoshop nicht viel am Hut. Das stelle ich immer wieder fest. Die wissen nicht, dass die Figur in 5 Minuten verändert ist, Brüste vergrößert, Beine verlängert usw. usw.

Deswegen habe ich überhaupt kein Problem eine ordentliche Beautyretusche durchzuführen (idR. sehr dezent - das obige Beispiel ist denke ich nicht mein typischer Stil). Die Bilder die ich - und viele andere - machen, sind in erster Linie für die Mädels bestimmt. Nicht für dieses Forum oder die Öffentlichkeit. Die Mädels erkennen dann, was man alles aus ihnen machen kann, wenn man sich nur die richtige Mühe gibt. So ein Bild baut das Selbstwertgefühl ungemein auf, weil man dann mal Foto mit Foto vergleichen kann und nicht als reale Person gegen ein "gephotoshopptes" Poster von Britney Spears antreten muss. Sie wissen dann, dass Britney Spears in Realität eher so aussieht wie sie (oder deutlich schlechter) und nur das Poster so viel besser war... Voraussetzung ist dann natürlich eine dezente Retusche!

Und nicht dass wir uns falsch verstehen: 80-90% sind in der Aufnahme angelegt (Vorplanung, outfit, Pose, Licht, Aufnahmewinkel, Stimmung usw. usw.). Und ich gehe auch mal davon aus, dass das bei wirklich guten Beauty- und Fashionfotografen so sein wird (die gab es ja schon zu analogen Zeiten). Die Optimierung in Photoshop ist dann gar nicht so viel wie manche immer denken...

Aus meiner Sicht sind diese Bilder für die fotografierten Mädels also heilsam!

Und noch ein kleiner Nachtrag: Beim "Calvinize-Look" geht es häufig sehr viel mehr in den grafischen Bereich; da sind die Modelle manchmal nur "Staffage" und entscheidend ist der Bildlook... das ist in diesen Bildern so sehr erkennbar, dass da kein Frauenbild transportiert wird.. da ist dann wirklich nur noch die Frage, ob einem sowas gefällt oder nicht... mir persönlich gefällt sowas eher nicht. Ich mag es eigentlich dezenter.
__________________
"Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber haben nicht den gleichen Horizont." (Mark Twain)

Geändert von hennesbender (30.11.2011 um 14:38 Uhr)
hennesbender ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2011, 14:03   #10
Tira
 
 
Registriert seit: 19.05.2007
Beiträge: 966
Zitat:
Zitat von cdan Beitrag anzeigen
Gespart wird übrigens ganz oft an der Visa. Die dürfen die Models selbst machen, das sieht man vielen dieser Fotos an, den Rest erledigt Photoshop. Beauty Shots sind in meinen Augen nicht selten Potjomkinsche Dörfer.
Beauty Shots sind für mich immer Potjomkinsche Dörfer. Aber den Satz mit der Visa verstehe ich nicht: Kritisierst Du das? Wo ist der Unterschied zu Photoshop?

Und schauen wir doch mal in die Realität: Viele Frauen geben ihr Letztes und unterhalten damit mehrere milliardenschwere Industrien, um irgendwie an sich herumzubasteln. Da wird gecremt und gespachtelt, gewachst und lackiert, gefärbt und getönt, geformt und verdeckt was das Zeug hält. Die ganze Modeindustrie lebt von Formung des Außenbildes, von der Figurbetonung bis zur Veränderung von Gang, Haltung und Größe durch Absätze. Zudem üben sie Lächeln und Augenaufschlag vor dem Spiegel. Auch der Geruch ist nicht natürlich und individuell, sondern mit Wässerchen, Sprüherchen und Cremchen meist von der Stange oft bis zur Unkenntlichkeit anonymisiert und/oder idealisiert, je nach Sichtweise. Von den Chirurgen und Botox-Spritzern reden wir besser gar nicht erst.

Was ist schon daran echt? Nur die Auswahl der Konsumgüter je nach Geschmack, Können und Geldbeutel. Die Menschen machen sich selbst zum Kunstwerk im Sinne von künstlich. Da ist so ein Beauty Shot nur ein weiterer Baustein.
__________________
Gruß
Ralf


Tira ist offline   Mit Zitat antworten
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