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21.04.2024, 13:51 | #791 | |||||||||||
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Weltnaturerbe Białowieża-Urwald (Polen/Belarus)
Den grenzüberschreitenden Urwald von Białowieża (poln.)/ Белaвежa (weißruss.) führt die UNESCO gleicht doppelt in ihren Listen – als Weltnaturerbe und als Biosphärenreservat. Der ausgedehnte Waldkomplex erstreckt sich über rund 1500 km², knapp zwei Drittel davon auf weißrussischer Seite. Er gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas.
Hier leben mehr als 12 000 Tierarten, darunter allein 9000 Insektenarten. Viele der Tier- und Pflanzenarten sind endemisch. Zudem stehen in dem binationalen Revier die höchsten Laubbäume Europas: 50 m hohe Eichen und 40 m hohe Eschen. Die sicher spektakulärsten Bewohner von Białowieża sind die Wisente, die ab 1956 hier wieder erfolgreich ausgewildert wurden und von denen es inzwischen über 450 Tiere gibt. Bis 2021/22 konnten diese auch problemlos zwischen beiden Ländern wechseln, denn es gab hier (obwohl es sich um eine EU-Außengrenze handelt) keinerlei Grenzanlagen. Das änderte sich erst 2022, als auf polnischer Seite – inzwischen NATO-Terrain – langgestreckte westliche Truppenkontingente unmittelbar in Grenznähe zu Belarus große Militärmanöver abhielten, woraufhin die weißrussische Seite eine arglistige Gegenaktion startete: Sie ließ Tausende Flüchtlinge aus der dritten Welt ins Land hinein – und von hier dann weiter über jene quasi offene Grenze nach Polen einsickern. Die frustrierten Polen errichteten daraufhin über hunderte Kilometer einen 5,50 m hohen Grenzzaun, der seither auch das UNESCO-Schutzgebiet zerschneidet. Überdies hatte die rechte polnische PiS-Regierung ab 2012 beschlossen, im Forstbezirk Białowieża 188.000 m³ Holz einzuschlagen. Ein Drama für den Naturschutz! Doch nach europaweiten Protesten stoppte der Europäische Gerichtshof 2017 per einstweiliger Verfügung diese Fällarbeiten. In Warschau ignorierte man dieses Urteil zunächst, beugte sich diesem aber schließlich doch. Noch findet aber auf polnischer Nationalpark-Seite weiterhin gelegentlicher Holzeinschlag statt.
Wisente auf polnischer Seite im Białowieża-Gebiet. Ich war zweimal mit unserem österreichischen Forums-Mitstreiter Herbert (herby1961) dort, und jedes Mal sahen wir welche. Herbert kennt sich dort bestens aus...
Anders in Belarus, wo ich 2020 war. Die Natur ist spektakulär, aber die Wisente versteckten sich gut. Immerhin lief ein Elch vor die Linse...
Das erste Bild ohne Grenzanlagen stammt von März 2019. Aufgenommen habe ich es auf polnischer Seite. Man hätte zu Fuß nach Weißrussland gehen können. Als ich dann im Herbst 2022 mit Herbert erneut an exakt derselben Stelle war, durchschnitten diese elektronisch gesicherten Monsterzäune das Naturreservat.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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21.04.2024, 17:27 | #792 |
Themenersteller
Registriert seit: 28.08.2007
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Danke Harald erneut für diese nachdenklich machenden Eindrücke. Die heutigen Grenzanlagen sehen bedrohlich für Mensch und Tier aus. Die Zerstörung der Wälder auf der polnischen Seite macht betroffen. Vielleicht findet sie ja mit der neuen Regierung ein Ende. Zu den Bildern. Die (polnischen) Wisentbilder sind beeindruckend. Bild Nummer 5 aus Belarus wunderschön. Danke für das Zeigen.
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22.04.2024, 12:13 | #793 |
Registriert seit: 06.04.2008
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Weltnaturerbe Białowieża-Urwald (Polen/Belarus)
Da stellen sich 2 Fragen: 1. Würden die diesen Status unter den heutigen Umständen noch einmal bekommen? 2. Hat es auch schon nachträgliche Wiederaberkennungen eines Welterbestatus gegeben? |
22.04.2024, 13:10 | #794 |
Themenersteller
Registriert seit: 28.08.2007
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Bevor ein Welterbe entzogen wird, kommt es erstmal auf die Gefährdeten Liste. Die Regierung(en) bekommen dann Aufträge, was zu tun ist und Zeit eingeräumt, diese umzusetzen. In der Regel ein jahrelanger Prozess.
Erst dann kann der Welterbe Status entzogen werden. Das ist erst dreimal passiert. Liverpool, Dresden und der Oman haben den Status bisher entzogen bekommen. In Graz befürchtet man das auch, aber da steht man noch nicht einmal auf der Gefährdeten Liste. https://www.meinbezirk.at/graz/c-wir...wurde_a6632544 Auch das Weltnaturerbe Białowieża-Urwald besitzt den Gefährdeten Status aktuell nicht. Die Unesco besucht die Welterbe Stätten regelmäßig, monitort diese, erstellt Berichte und weist auf Fehlentwicklungen oder positive Entwicklungen hin und erteilt Aufträge. Mit der Ernennung zum Welterbe ist es also nicht getan. Momentan stehen 55 Welterbe auf der Gefährdeten Liste. Klimaerwärmung, Folgen durch Zerstörung von Kriegen und wirtschaftliche Interesse sind in der Regel die Gründe auf diese Liste zu kommen. Ob der Białowieża-Urwald heute diesen Status unter diesen Umständen bekäme, ist Spekulation. Hoffe das hilft VG Jürgen |
22.04.2024, 13:40 | #795 | |
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Zitat:
Egbert, ergänzend zu Jürgen: Zumeist sind es moderne Bauten, etwa Infrastrukturprojekte, die geschützte historische Quartiere oder Landschaften so entstellen, dass der Schaden irreparabel ist. In Dresden betraf es das 2004 ins Welterbe aufgenommene Elbtal östlich der Stadt. Nur fünf Jahre später war der Titel wieder weg. Grund war eine zusätzliche Elbbrücke für den Autoverkehr (Waldschlößchenbrücke), die die alte Sichtachse beeinträchtigte. Die Einwohner durften damals wählen zwischen Dauerstau (wegen fehlender Elbquerungen) und Welterbe-Ruhm. Sie entscheiden sich mehrheitlich pragmatisch. In Liverpool beschädigen laut UNESCO das neue Wohn- und Geschäftsviertel Liverpool Waters sowie das künftige Stadion des FC Everton die historische Sicht auf das Hafenquartier.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Geändert von perser (22.04.2024 um 13:43 Uhr) |
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23.04.2024, 09:48 | #796 |
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Hallo ihr beiden,
Besten Dank für die Infos. Jetzt geht es beim Białowieża-Urwald ja weniger um Optik / Sichtachsen o.ä. als viel mehr um Artenvielfalt in Flora und Fauna. Und so lange die (noch) nicht gefährdet ist, wäre es wohl unangemessen, hier einen Gefährdeten Status zu setzen - insbesondere wenn man bedenkt, dass der Welterbestatus ja vielleicht soger eine gewisse (!) Schutzwirkung ausüben kann. |
23.04.2024, 10:34 | #797 | |
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Zitat:
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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25.04.2024, 10:44 | #798 |
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Ja, das wäre ein Ansatz diesem wahrscheinlich noch lange schwelenden Konflikt der Blöcke aus dem Weg zu gehen.
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25.04.2024, 12:26 | #799 | ||||||||
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Weltkulturerbe: Kloster von Geghard (Armenien)
Armenien hatten wir hier auch noch nicht…
Es ist ein kleines Kaukasusland mit einer Vielzahl beeindruckender Klöster und Kirchen und sogar einer eigenen, von Rom offiziell anerkannten christlichen Konfession – der Armenischen Apostolischen Kirche. Sie ist die älteste eigenberechtigte Staatskirche der Welt und hat über ihr Patriarchat in Jerusalem auch Anteil an der dortigen Grabeskirche, dem wichtigsten Heiligtum der Christenheit. So beziehen sich auch die drei Welterbestätten Armeniens auf Klöster und Kathedralen, darunter das Kloster Geghard. Es liegt in einer Bergschlucht am Oberlauf des Flusses Azat und wurde teils direkt in den Fels gehauen. Gegründet wurde das Kloster im 4. Jh. Die heute zu bestaunenden Bauten teils tief im Berg entstanden ab 1215. Wie für viele armenische Sakralbauten typisch, besitzt es eine imposante quadratische Vorhalle, Gawit genannt (Bild 5). Einmal am Tag bringen ausgebildete Sängerinnen das Klosterinnere zum Klingen, natürlich mit altarmenischen liturgischen Chorälen.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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25.04.2024, 13:36 | #800 |
Registriert seit: 06.04.2008
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Ok, dieses Mal ist "Foto" echt zu begerenzt und "Video" wäre gewünscht - aber nicht wegen des Bewegtbildes sondern wegen des vermissten Tons.
Die offizielle Stellung in Historie und Aktualität der Armenischen Apostolischen Kirche war mir bisher natürlich auch völlig unbekannt. So wird man via Welterbe und den Reisen des "Persers" auf Dinge gestoßen... |
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