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Liebe User,

im Rahmenprogramm der Sony World Photography Awards 2011 gibt es auch eine Ausstellung und einen zugehörigen Bildband. Hier werden nicht nur die Finalistenbilder aus den Shortlists gezeigt, sondern es wurden auch weitere Bilder für diesen Zweck ausgewählt. Eines der so ausgewählten Bilder ist vom italienischen Fotografen Andrea Lorenzetti. Das Bild ist Teil einer Serie und trägt den Titel "The truth behind the door 5"

Da ich Andrea Lorenzetti von meiner Lieblings-Fotowebsite 1x.com kenne, habe ich die Gelegenheit genutzt, ihm ein paar Fragen zu stellen und damit ein wenig Einstimmung zu den SWPA 2011 und seinen Bildern zu geben.

Andrea Lorenzetti ist ein Fotograf aus Lucca in Italien und fotografiert hauptsächlich Portraits und Landschaften. Dabei fallen insbesondere die Landschaftsbilder auf, die oft leicht entsättigt und mit härteren Kontrasten arbeiten und sich damit deutlich von den üblichen FC-Toskanabildern absetzen.

Hier kommt mein kleines Interview mit ihm:

Hallo Andrea! Vielen Dank für die Gelegenheit einige Fragen stellen zu können. Du hast eine Website lorenzettifoto.com, auf der Du Fineart-Prints zum Kauf anbietest. Bist Du hauptberuflich als Fotograf unterwegs?

Nein, ich bin ein reiner Amateurfotograf.

Wie bist Du zur Fotografie gekommen?

Ich fing im Alter von 25 Jahren damit an und die Einfachheit der damaligen Kamera ließ mich direkt erkennen, dass das Potential der Fotografie nicht so sehr in technischen Spezifikationen, sondern vielmehr darin lag, wie und wozu ich die Kamera nutzte.

Das für die SWPA ausgewählte Bild beschäftigt sich mit versteckter Gewalt in Beziehungen und ist Bestandteil einer ganzen Serie. Wie bist Du speziell auf dieses Motiv gekommen und wie hast Du ein solch komplexes Thema in eine Bildserie umgesetzt?

Auslöser war ein Gespräch mit einer Freundin, die einmal Missbrauchsopfer durch Ihren damaligen Freund war. Nach dem Gespräch untersuchte ich das Thema systematischer und fand Dokumentationen, die aussagen, dass eine von drei Frauen weltweit schon einmal Opfer von Gewalttaten war und dass es häufiger Personen aus der nahen Umgebung der Opfer sind, die Gewalt ausüben und eben in den seltensten Fällen ein Unbekannter der Täter ist. Das Konzept, was der Bildserie zugrunde liegt, basiert auf der Einsicht, dass Menschen, die Opfer von Tätern aus Ihrer nächsten Umgebung werden, dies oft aus Angst, Scham oder auch aus Abhängigkeit vom Täter nicht öffentlich brandmarken. Die Opfer haben oft keinen Ausweg und das ist die eigentliche Ungerechtigkeit und meine Anklage. Daher die Serie "The truth behind the door"

Ist die Serie eine Auftragsarbeit oder allein aus eigenem Antrieb entstanden?

Die Serie entstand allein aus meiner eigenen Initiative und das Konzept der Bilder habe ich allein entwickelt.

Ist Deine Fotografie grundsätzlich eher konzeptgetrieben, wie das bei der Bilderserie “Truth behind the door” der Fall ist, oder fotografierst Du öfter spontan und aus der Situation heraus?

Generell sind meine Bilder eher konzeptionell angelegt. Auch bei meinen Landschaftsaufnahmen habe ich konkrete Vorstellungen vor dem Bild. Ich versuche bestimmte Stimmungen, eine Art visuelles Gedicht abzubilden.

Was ist Dein Rat an andere Fotoamateure, wie man am besten einen eigenen Bildstil entwickeln kann?

Sicherlich das lesen vieler Bücher über Kunst im allgemeinen und über Fotografie im speziellen. Und dann ein jederzeit kritisches Denken, eine sehr bewusste Wahrnehmung der Welt um uns herum und vor allem der ständige Wunsch, die eigenen visuellen und sonstigen Erfahrungen, die man macht, zu analysieren und zu verstehen. Aber letztendlich wird der eigene Stil im Herzen geboren.

Schaust Du Dir viel andere Fotografien an oder hast Du Angst, zu sehr von der Arbeit anderer beeinflusst zu werden?

Ich verfolge mit großem Interesse die Arbeit anderer Fotografen, aber versuche mich nicht zu sehr beeinflussen zu lassen.

Was sind Deine bevorzugten Fotowebsites, die Du regelmäßig besuchst?

1x.com, Fotoblur, Luminous Landscape. Ich habe wegen Gesundheitsproblemen meiner Frau nicht genug Zeit für eine sehr aktive Teilnahme, aber ich betrachte regelmäßig die veröffentlichten Bilder und lese sehr interessiert das Forum auf Luminous Landscape.

Hast Du Lieblingsfotografen, die Dich besonders beeinflusst haben?

Andrej Dragan, Robert Mapplethorpe, Francesco Zizola, Enzo Cei, Franco Fontana

Du wohnst in der Toskana, welche ja ein bevorzugtes Reiseziel für deutsche Urlauber ist. Als Tourist und Amateurfotograf ist es sehr wahrscheinlich in einer solchen Region die sehr typischen aber vielleicht auch stereotypischen Motive und Szenen festzuhalten. Wie näherst Du Dich der Landschaftsfotografie in einer Region, in der wahrscheinlich jeder Ort bereits hundertfach fotografiert wurde?

Es gibt so viele Möglichkeiten, eine Landschaft zu sehen. Als erstes achte ich immer auf den richtigen Moment für das richtige Bild, so dass die Besonderheiten des Ortes am besten betont werden. Ich bevorzuge grundsätzlich die Stunden um Sonnenaufgang und Sonnenuntergang und vermeide die Mittagsstunden, die jeder Landschaft Ihre Seele stehlen. Manchmal verbringe ich mehrere Tage hintereinander an einem Ort und warte auf den richtigen Augenblick. Ich weiß vorher nicht, wann dieser richtige Moment kommen wird bzw. was ihn genau ausmacht, merke dann aber vom Herzen genau, wenn er eintritt.

Kannst Du uns drei Deiner Lieblingsbilder aus Deinem eigenen Portfolio auswählen?

The Road

-> Bild in der Galerie

The Golden River

-> Bild in der Galerie

The Truth Behind the Door

-> Bild in der Galerie

Und da wir ein Sony Userforum sind. Hast Du jemals mit einer Sonykamera gearbeitet?

Ich habe bisher ausschließlich Canonkameras verwendet.

Vielen Dank für Deine Zeit, Andrea!

Zum Abschluss noch ein Bitte von meiner Seite: Diskutiert hier gerne, aber beachtet bitte, dass Andrea Lorenzetti kein Mitglied der Forums ist, kein Deutsch spricht und seine Arbeit hier auch nicht explizit zur Diskussion stellen möchte. Seid also bitte entsprechend umsichtig und respektvoll bei Wortbeiträgen.